Ob im Kongo-Becken oder in Los Angeles Kinder sind so großzügig wie ihre Gesellschaft
20.08.2013, 07:08 Uhr
Ob und wie viel Kinder mit anderen teilen, hängt sehr stark davon ab, wie es ihnen in der Gesellschaft vorgelebt wird.
(Foto: dpa)
Kinder lernen überall, mit anderen zu teilen. Wie kooperativ sie sich verhalten, hängt auch von den Regeln ihrer jeweiligen Kultur ab. Wo Erwachsene großzügig geben, ist auch der Nachwuchs spendabler.
Inwieweit Kinder mit anderen teilen, hängt auch davon ab, in welcher Gesellschaft sie aufwachsen. Ab einem Alter von etwa sieben Jahren richten Kinder ihr soziales Verhalten an den Maßstäben der Erwachsenen aus, berichtet ein internationales Team in den "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS"). Die Forscher hatten das Verhalten von mehr als 300 Kindern zwischen 3 und 14 Jahren aus sechs verschiedenen Kulturen analysiert, darunter Kinder einer Jäger- und Sammler-Kultur im Kongo-Becken, von Fischern aus Melanesien und Stadtkinder aus Los Angeles.
Die Wissenschaftler um Bailey House von der University of California in Los Angeles hatten die Kinder der unterschiedlichen Kulturen spielerischen Tests unterzogen. Sie sollten etwa kleine Leckerbissen unter sich aufteilen. In einem der Versuche hatte es keine Nachteile, wenn sich das verteilende Kind großzügig verhielt. Es konnte wählen, ob sein Partner auch eine Belohnung bekam, wenn es selbst eine erhielt, oder eben nicht.
In einem anderen Versuch brachte ein großzügiges Verhalten dem Kind Nachteile: Es konnte zwei Leckereien entweder für sich selbst behalten und der Partner ging leer aus, oder gerecht eins zu eins verteilen. Im letzteren Fall verzichtete es also zugunsten des Partners auf einen Teil der Belohnung. Die Forscher testeten außerdem Erwachsene der jeweiligen Kultur, um deren Verhalten zu ermitteln.
Höhere Einbußen - geringerer Kooperationswille
Es zeigte sich, dass die Kinder aller Kulturen sich mit zunehmendem Alter sozialer verhielten - solange sie dadurch selber keine Einschränkungen hinnehmen mussten. Wenn sie selber Einbußen hatten, ließ der Kooperationswille der Kinder bis zum Alter von sieben, acht Jahren nach. Danach zeigten sich die Unterschiede zwischen verschiedenen Kulturen: Die Kinder verhielten sich zunehmend so, wie es auch die Erwachsenen ihrer Kultur tun.
Ihre Versuche bestätigten Theorien, welche die Bedeutung erworbener kultureller Normen bei der Ausbildung von kooperativem Verhalten und von interkultureller Diversität betonen, schreiben die Wissenschaftler.
Quelle: ntv.de, dpa