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Libanons Wahrzeichen in Gefahr Klimawandel bedroht Zedern

In leuchtendem Grün prangt der Baum auf Flagge und Wappen: Seit Jahrhunderten ist die Zeder das Wahrzeichen des Libanons, "Zedernstaat" wurde zum Synonym für das kleine Land am Mittelmeer. Doch nun bedroht der Klimawandel die Kiefernart. Die Weltnaturschutzunion setzte die Zeder auf ihre Rote Liste als "stark bedrohte Art".

"Alle Zeichen deuten daraufhin, dass die derzeitigen Veränderungen des Klimas die Zedern in Gefahr bringen werden", sagt Nisar Hani, der wissenschaftliche Koordinator des Zedernschutzgebietes El Schuf südwestlich der Hauptstadt Beirut. "Wir haben lange genug darüber geredet, die Zedern zu erhalten. Es ist Zeit zu handeln. Wir müssen die Bäume jetzt schützen."

"Die Regenzeit war dieses Jahr schlecht", klagt Hani. Er macht die Trockenheit für den Befall der Bäume mit Wespen im Dorf Tannurin verantwortlich. "Solche Schädlinge werden sehr aktiv, wenn die Temperaturen steigen." Ein Viertel der Zedern im Libanon stehen in der bergigen Region Schuf. Ein Gebiet von 2000 Hektar wurde deshalb 1996 zum Schutzgebiet erklärt. Einige der Zedern dort werden auf 2000 Jahre geschätzt.

Kälte zum Keimen wichtig

"Wenn der Schnee in den Bergen wegen des Klimawandels schmilzt, werden die Zedern im Libanon verschwinden", sagt Wael Hmaidan von der Umweltorganisation IndyAct. "Wir müssen die Auswirkungen des Klimawandels eindämmen, bevor es zu spät ist." Schlimmstenfalls werde die Erderwärmung den Libanon in eine Wüste verwandeln. "Leider unternehmen die arabischen Länder nicht so große Anstrengungen wie der Rest der Welt, um die Klimaherausforderungen zu meistern", sagt er.

Die immergrünen Bäume brauchen den Schnee, um zu gedeihen. Sie wachsen in einer Höhe von 1200 bis 1800 Metern. "Wenn es nicht über mehrere Tage eine Kombination aus Regen, Schnee und Frost gibt, werden die Samen der Zedern nicht ausgestreut. Die Kälte ist auch wichtig, damit die Samen keimen", erläutert Fadi Asmar, ein Spezialist für Wälder des Mittelmeerraumes. "Auch der Nebel im Sommer ist wichtig für die Wasserversorgung. Wenn sich diese Bedingungen mehrere Jahre in Folge ändern, kann das zum Absterben der Bäume führen."

Teil der Kultur

In den vergangenen Jahrtausenden wurden die Zedern großflächig abgeholzt. Die Phönizier bauten aus dem harten und haltbaren Holz Schiffe für den Handel und die Marine, auch Häuser wurden daraus errichtet. König Salomon soll seinen Tempel in Jerusalem mit Holz aus dem Gebiet des heutigen Libanon gebaut haben. Die alten Ägypter benutzten das Harz der Bäume für die Mumifizierung ihrer Toten.

"Die Zedern sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Kultur und unseres Erbes", sagt Hani vom Zedernschutzgebiet. "Und wir kämpfen dafür, sie zu erhalten: durch Wiederaufforstung, indem wir Wasserspeicher bauen und die Öffentlichkeit aufmerksam machen." Ein Unterstützer dieses Vorhabens ist der Drusenführer Walid Dschumblatt. "Er unterstützt uns politisch, finanziell und moralisch", sagt Hani. Während des zerstörerischen Bürgerkrieges von 1975 bis 1990 soll er sogar Landminen gelegt haben, um den Zedernwald zu schützen.

Quelle: ntv.de, Ahmad Khatib, AFP

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