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Rendevous im All Kometenjäger begegnet Asteroid

Europas Kometensonde "Rosetta" steht ein aufregendes Rendezvous im All bevor: Rund 360 Millionen Kilometer von der Erde entfernt begegnet die Sonde der Europäischen Weltraumorganisation ESA am Freitag dem Asteroiden Steins - einem rund zehn Kilometer langer Brocken, der im Asteroiden-Hauptgürtel zwischen Mars und Jupiter die Sonne umkreist. Die Erkundung des noch unerforschten Steins ist nach Angaben des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln das erste der wissenschaftliche Ziele von "Rosetta", die im März 2004 ins All startete und im Mai 2014 ihr eigentliches Zielobjekt erreichen soll - den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko.

Die Begegnung von "Rosetta" mit dem Asteroiden Steins gilt als wichtige Etappe der bislang ehrgeizigsten ESA-Mission, deren Gesamtkosten rund einer Milliarde Euro betragen. Auf ihrer langen Reise zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko holte sich "Rosetta" zuletzt Schwung durch zwei Vorbeiflüge an der Erde und einer nahen Passage am Mars. "Swing-By" nennen die Missionskontrolleure diese Manöver, die "Rosetta" nun ganz nah an den Asterioden Steins heranführen werden: In nur 800 Kilometer Entfernung wird die ESA-Raumsonde am Freitagabend um 20.58 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit den urzeitlichen Gesteinsbrocken passieren.

Seit Jahren minutiös vorbereitet

Zur Erforschung von Steins werden auf "Rosetta" und der huckepack mitreisenden Kometen-Landesonde "Philae" die meisten jener Instrumente in Betrieb genommen, die in sechs Jahren der Erkundung des Kometen Tschurjumow-Gerasimenko dienen sollen. Bei dem seit Jahren minutiös vorbereiteten Manöver laufen die Fäden im ESA-Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt zusammen, wo auch in der Nacht zum Samstag die ersten Bilder und Messdaten des Vorbeiflugs an Steins eintreffen werden.

Das DLR ist an der Mission mit zahlreichen Wissenschaftlern beteiligt, die insbesondere in Berlin und Köln Daten von "Rosetta" aufnehmen werden. Eine wichtige Rolle kommt dabei Instrumenten aus Deutschland zu. So erwarten die Forscher beispielsweise spektakuläre Fotos des Asteroiden von der Kamera "Osiris", die vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau entwickelt wurde.

Wissenschaftlicher Glücksfall

Die Erkundung von Steins soll den Forschern detallierte Erkenntnisse über die Oberflächenstruktur des Asteroiden sowie seine chemische und mineralogische Zusammensetzung liefern. "Kometen und Asteroiden gehören zu den ursprünglichsten Bestandteilen des etwa 4,6 Milliarden Jahre alten Sonnensystems", erläutert der Direktor des DLR-Instituts für Planetenforschung in Berlin-Adlershof, Tilman Spohn. "Von ihrer Untersuchung versprechen wir uns grundlegende Erkenntnisse über die Bildung der Planeten und Monde. Die zum Teil sehr komplexe Zusammensetzung der kleinen Körper könnte auch wichtige Hinweise liefern, wie das Leben auf der Erde entstanden ist."

Der unregelmäßig geformte Steins, der 1969 von einem russischen Forscher entdeckt und nach dem lettischen Astronomen Karlis Steins benannt wurde, gehört laut DLR einer eher seltenen Asteroiden-Klasse an: Der Gesteinsbrocken zählt zu den so genannten E-Typ-Asteroiden - von ihnen vermuten Wissenschaftler, dass sie Bruchstücke von einst sehr viel größeren Kleinplaneten sind, die durch kosmische Kollisionen zerstört wurden. "Unter den Zehntausenden bekannten Asteroiden wurden bisher erst 50 als E-Typ klassifiziert", sagt Spohn. "Der 'Rosetta'-Vorbeiflug ist für uns deshalb ein wissenschaftlicher Glücksfall, weil wir mit den Messungen an Steins vielleicht eine ganze Reihe offene Fragen beantworten können."

Auf dem Flug zum Kometen Tschurjumow-Gerasimenko ist übrigens ein weiteres Rendezvous von "Rosetta" mit einem Asteroiden geplant: Im Juli 2010 wird die ESA-Sonde dem Kleinplaneten Lutetia begegnen - der misst immerhin rund 100 Kilometer und ist damit etwa zehnmal größer als Steins.

Quelle: ntv.de, Richard Heister, AFP

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