Persönlichkeit nebensächlich Krebs auch bei Optimisten
02.11.2007, 16:14 UhrIn der Bevölkerung – und auch bei einigen Medizinern – hält sich hartnäckig die Vorstellung, dass vor allem unglückliche und labile Menschen an Krebs erkranken und sterben. Eine Studie mit mehr als 1000 Patienten hat diese Ansicht nun erneut widerlegt. Eine positive Einstellung helfe keineswegs dabei, die Krankheit zu vermeiden oder zu besiegen, lautet das Fazit US-amerikanischer Forscher im Fachmagazin „Cancer“ der American Cancer Society in Atlanta.
Selbst in Fachkreisen hält sich das Bild einer „Krebspersönlichkeit“. Demnach trifft die Krankheit vor allem antriebsgehemmte, depressive Menschen, die empfindlich auf psychische Erschütterungen reagieren. Betroffenen wird vielfach erklärt, dass eine andere Einstellung beim Kampf gegen das Leiden helfen würde. Wenn man nur ordentlich kämpfe und guten Mutes sei, werde der Tumor schon verschwinden, ist von Ärzten und Angehörigen zu hören. Eine Aufforderung, die viele Kranke noch zusätzlich unter Druck setzt und verzweifeln lässt – obwohl sie, wie nun erneut bewiesen, jeder Grundlage entbehrt.
Die Mediziner um James Coyne von der Universität von Pennsylvania hatten zwei Studien analysiert, in die 1093 Patienten mit Tumoren an Kopf und Hals einbezogen waren. 646 der Erkrankten starben während des Analysezeitraums. Optimisten hatten dabei keine besseren Chancen als traurige oder pessimistisch veranlagte Menschen auf eine Heilung oder zumindest ein etwas längeres Leben. „Die Analyse zeigte, dass das emotionale Befinden nicht mit der Überlebensrate assoziiert war“, heißt es in „Cancer“.
Eine Psychotherapie mit dem Ziel, fröhlicher zu werden, verlängere also nicht das Leben von Krebspatienten, betonen die Forscher. Für das eigene Befinden und soziale Kontakte könne eine solche Behandlung aber durchaus nützlich sein. Der Glaube an die Bedeutung kämpferischen Verhaltens hält sich nach Ansicht von Medizinern vor allem darum so hartnäckig, weil er den Ärzten – und auch den Angehörigen – nützt: Es ist für beide schwerer, mit einem traurigen Patienten umzugehen.
Quelle: ntv.de