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Erstmals Insulin- und Glukagongaben Künstliches Pankreas im Test

Für Menschen mit Diabetes 1 birgt das neu entwickelte System eine große Erleichterung. In Zukunft sollen computergesteuerte Geräte alle fünf Minuten den Blutzuckerspiegel messen, um dann gezielt mit der Gabe von Hormonen zu reagieren.

Diabetiker müssen regelmäßig ihren Blutzucker überprüfen.

Diabetiker müssen regelmäßig ihren Blutzucker überprüfen.

Eine künstliche Bauchspeicheldrüse soll nach dem Willen von Wissenschaftlern einem Teil der Diabetes-Patienten zukünftig das Leben erleichtern. US-Forscher testeten ein System mit einem Computeralgorithmus, das alle fünf Minuten den Blutzucker misst und Diabetes-Patienten die beiden Bauchspeicheldrüsen-Hormone Insulin und Glukagon injiziert. Erstmals sei bei solch einem System Glukagon eingesetzt worden, der Gegenspieler von Insulin, schreibt das Team um Firas El-Kathib von der Universität in Boston im US-Journal "Science Translational Medicine". Die Wissenschaftler hoffen, dass ihre Versuche den Weg für handliche Geräte bereiten, die Diabetiker mit sich tragen können.

Die Hormone Insulin und Glukagon regulieren den Blutzuckerspiegel. Insulin sorgt dafür, dass Glukose (Zucker) aus dem Blut in die Körperzellen gelangt. Zu viel Insulin kann zu einer lebensgefährlichen Unterzuckerung führen. Glukagon als Gegenspieler ist wiederum dafür zuständig, einer Unterzuckerung im Blut entgegen zu wirken. Bei Typ 1-Diabetikern stellt die Bauchspeicheldrüse beide Hormone nicht mehr her. Diese Form betrifft etwa zehn Prozent der Diabetes-Patienten und beginnt meist im Kinder- oder Jugendlichenalter.

Automatische Regulation von Vorteil

Die grafische Darstellung der Bauchspeicheldrüse eines 5 Wochen alten menschlicehn Embryos.

Die grafische Darstellung der Bauchspeicheldrüse eines 5 Wochen alten menschlicehn Embryos.

Die Betroffenen müssen ein Leben lang mehrmals am Tag die Konzentration ihres Blutzuckers messen und sich dann eine daraufhin genau berechnete Menge Insulin spritzen, sowie strikt auf die Menge der gegessenen Kohlenhydrate achten. Als Vorsichtsmaßnahme gegen eine Unterzuckerung sollten die Patienten beispielsweise immer Traubenzucker dabei haben. Die Zuckerkrankheit und die Insulintherapie bringen eine Reihe von Begleiterkrankungen mit sich, wie zum Beispiel Schäden an Herz und Gefäßen. Je stärker der Blutzuckerwert von der Norm abweicht, umso wahrscheinlicher sind Nebenwirkungen. Eine automatische Regulation wäre also wichtig.

Während der Bostoner Studie wurden elf Patienten einen ganzen Tag an das neue System angeschlossen. Aus beiden Armen wurden regelmäßig kleine Mengen Blut abgenommen, um alle fünf Minuten Blutzucker, Insulin und Glukagon zu messen. Die Ergebnisse liefen in einem Laptop zusammen, auf dem ein Programm die jeweils erforderlichen Hormonmengen berechnete. Diese wurden dann über eine Pumpe unter die Bauchhaut injiziert. Die Patienten erhielten drei Mal am Tag eine große Mahlzeit mit vielen Kohlenhydraten.

Unterschiedlicher Erfolg

Nach den Empfehlungen der American Diabetes Association sollte der Blutzuckerwert im Mittel kleiner als 154 Milligramm je 100 Milliliter (mg/dl) sein. Nach Angaben von El-Kathib sei es bei sechs der elf Patienten auf Anhieb gelungen, einen mittleren Wert von 140 mg/dl zu erreichen.

Fünf der Patienten mussten während der Versuche wegen einer Unterzuckerung behandelt werden. Diese hätten das gegebene Insulin langsamer abgebaut als die anderen sechs Patienten, es wirkte somit längere Zeit. Durch Änderungen des Programms sei es jedoch bei einer zweiten Versuchsreihe gelungen, die Unterzuckerungen zu vermeiden. Hierbei habe jedoch der Blutzuckerwert im Mittel bei 164 mg/dl und somit über den gängigen Empfehlungen gelegen.

Quelle: ntv.de, dpa

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