Vor allem für die Augen Kunststoffe im Körper
11.09.2008, 15:37 UhrKunststoffe werden im menschlichen Körper nach Einschätzung der chemischen Wissenschaft immer mehr Funktionen übernehmen. Neben Zahnersatz und Material für Weichteile und Knochen entstünden etwa auch für die Augen zunehmend maßgeschneiderte Funktionswerkstoffe, berichtete der Düsseldorfer Chemie-Professor Helmut Ritter. Der Wissenschaftler vom Institut für Organische Chemie und Makromolekulare Chemie der Universität Düsseldorf sprach vor einem Symposium mit rund 300 Wissenschaftlern aus 33 Ländern.
Die Rolle von Kunststoffen in der Medizin werde immer wichtiger, etwa bei der Suche nach einem Ersatz für Amalgam. Düsseldorfer Kunststoff-Chemiker und Mediziner entwickeln zurzeit auch neuartige Flüssigkeiten, die Menschen mit Netzhaut-Ablösung ungetrübtes Sehen ermöglichen sollen. "Wir arbeiten an neun verschiedenen Gelen", sagte Ritter.
Bisher sind Augenärzte in der Regel auf Silikon angewiesen, wenn sie den Flüssigkeitsdruck nach einer Laser-Operation an der Netzhaut auffüllen. Silikon löse bei manchen Patienten jedoch Sehstörungen und dadurch auch Angstzustände aus, erläuterte der Forscher. Der neue Kunststoff solle maßgeschneidert sein: "Er muss durch eine Kanüle passen und sich dann im Auge verdicken." Damit wäre eine wichtige Erleichterung für viele ältere Menschen gewonnen, hieß es.
Das Spektrum neuer Hochleistungskunststoffe habe aber auch viele andere lebensnahe Einsatzmöglichkeiten, schilderte Ritter. So arbeiten Düsseldorfer Wissenschaftler an einem biologisch abbaubarem Pulver, um Wüsten zu begrünen. "Es ist ein Gemisch von Super- Absorbern und Vulkangesteinsmehl, das Wasser aufnimmt - wie eine Windel", sagte der Forscher. "Das Wasser versickert nicht in der Tiefe, sondern bleibt an der Oberfläche." Das Patent existiere schon. "Unsere Aufgabe ist es, das Material biologisch abbaubar zu machen." Anderenorts arbeiteten Chemiker an neuen Nano-Filtern für Trinkwasser-Aufbereitung und energiesparende Rohöl-Verarbeitung.
Auch Computernutzer profitierten von der Chemie, sagte Ritter. So seien neue Kunststoffe für die LED-Technik in Entwicklung, die es ermöglichten, den Bildschirm von Laptops so zu beleuchten, dass sie auch an sonnigen Tagen im Freien bequem zu lesen sind.
Quelle: ntv.de