Mysteriöses Bienensterben Kunstwabe hilft Ursache zu klären
26.03.2011, 16:09 UhrImmer mehr Bienen sterben weltweit. Die genaue Ursache konnten Forscher bislang noch nicht klar benennen. Helfen soll ihnen dabei jetzt eine künstliche Wabe. In ihr können die empfindlichen Larven heranreifen, die für die Untersuchungen benötigt werden.
Bienen sind lebenswichtig für alle – denn sie bestäuben viele unserer Nutzpflanzen. Doch aus bislang ungeklärten Gründen geht weltweit der Bestand an Wildbienen ebenso wie an Honigbienenkolonien seit Jahren zurück. Wissenschaftler vermuten einen Mix aus mehreren Faktoren wie Krankheiten, landwirtschaftlichen Chemikalien und veränderter Landnutzung.
Um mehr Klarheit zu erlangen, suchen Forscher auch im Labor nach den Ursachen des mysteriösen Bienensterbens. Doch bislang war die Aufzucht von Bienen zu diesem Zweck sehr schwierig. Jetzt haben Ökologen aus Würzburg einen neuen Ansatz entwickelt, der die Ausbeute an gesunden Zuchtlarven enorm steigert: eine künstliche Wabe. Das Team beschreibt das Verfahren im Journal "Methods in Ecology and Evolution".
Mühsame Sammlung
Bisher mussten die Bienenlarven, im ersten Larvenstadium nur rund einen Millimeter groß, mühsam und zeitaufwendig mit Federn, Pinzetten oder Nadeln aus den Waben im Bienenstock aufgesammelt und dann ins Labor gebracht werden. Viele der empfindlichen Larven überlebten die Prozedur nicht. In Würzburg legen die Honigbienen-Königinnen ihre Eier nun direkt in den Honigkamm ab. Der Biologe Harmen-Pieter Hendriksma beschreibt ihn als eine Art Plastikwabe von der Größe einer Zigarrenkiste: "Die Wabe hat 110 Löcher in Form von normalen Wachswaben." Kleine abnehmbare Näpfe unter den Waben nehmen die Larven auf. "Innerhalb von 90 Minuten konnten wir auf diese Weise mehr als 1000 Larven sammeln."
Erfreulich für die Forscher: 97 Prozent der Larven überlebten den Transport ins Labor und entwickelten sich normal. Für Hendriksma ist die Aufzucht von Bienen im Labor ein wichtiger Schritt bei der Suche nach Auslösern des Bienensterbens: "Nur im Labor ist es möglich, unter kontrollierten Bedingungen zu untersuchen, wie sich bestimmte Faktoren auf die Entwicklungen der Bienen auswirken – beispielsweise Insektizide, die Varroa-Milbe oder schlechte Ernährung." Zudem könnten Forscher mit dieser Technik auch an unterschiedlichen Standorten unter identischen Bedingungen arbeiten – und somit vergleichbare Ergebnisse erreichen.
Geschwächte und sterbende Völker
Nach UN-Angaben ist die Zahl der Bienenstöcke in den vergangenen 50 Jahren zwar weltweit um fast 45 Prozent gestiegen. Doch vor allem in Europa und Nordamerika wird immer häufiger von geschwächten oder sterbenden Völkern berichtet. Viele Nutzpflanzen, wie Nüsse, Früchte und Getreide sind auf die Bestäubung durch Bienen oder andere Insekten angewiesen. "Tatsache ist, dass von den 100 Nutzpflanzen, die 90 Prozent der Nahrungsmittel weltweit beisteuern, mehr als 70 durch Bienen bestäubt werden", sagte kürzlich der Direktor des UN-Umweltprogramms, Achim Steiner.
Quelle: ntv.de, dpa