Verbesserte Wasserqualität Lachse kehren nach Paris zurück
25.08.2009, 09:10 Uhr
Lachse leben im Meer und wandern zum Laichen in die Süßgewässer zurück.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Jahrzehntelang galt die Seine bei Paris als toter Fluss. Abwässer aus Industrie und Millionen Haushalten hatten praktisch jede Fischart getötet. Doch jetzt ziehen wieder Lachse durch die Hauptstadt - für Fischer und Forscher ein deutlicher Hinweis darauf, dass sich die Wasserqualität deutlich verbessert hat. Doch Umweltschützer wollen nicht zu früh Entwarnung geben.
"Es gibt immer mehr Fische, die die Seine hinaufziehen", sagt Bernard Breton vom nationalen Fischereiverband FNPF. "Dieses Jahr übersteigt das alles, was wir uns vorstellen konnten: Tausend Lachse müssen durch Paris gezogen sein." Laut dem französischen Agrarforschungsinstitut Inra waren weiter flussabwärts im Vorjahr durch eine aufgestellte Videokamera nur 260 Lachse gezählt worden.
Verschmutzung durch Industrie als Hauptursache
Die Seine war früher voll mit Lachsen. Doch Staustufen und andere Hindernisse und vor allem die Verschmutzung durch Industriebetriebe entlang des Wasserweges haben im Laufe des 20. Jahrhunderts zum Verschwinden der Fische geführt. Europaweit gehört der Atlantische Lachs (Salmo salar) heute zu den bedrohten Tierarten.

1995 schwammen nur vier Arten in der Seine, heute sind es schon wieder 32.
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Doch in der Seine schwimmen die bis zu 1,5 Meter langen Fische nun wieder. Im Oktober 2008 fing ein Fischer einen Lachs von sieben Kilo vor den Toren von Paris - so einen Fang hatte es laut dem Fischereiverband seit 70 Jahren nicht mehr gegeben. Anfang August habe ein Fischer wieder einen Lachs von sechs Kilo aus der Seine gezogen, sagt Breton.
Die Rückkehr der Lachse liegt für die Fischer eindeutig an der Verbesserung der Wasserqualität. "Bis 1995 gab es jedes Jahr 300 bis 500 Tonnen Fische, die in der Seine vor Paris wegen der Umweltverschmutzung starben", sagt Breton. Doch schärfere Umweltrichtlinien und leistungsfähigere Klärwerke hätten Früchte getragen. Geholfen habe auch das Verschwinden großer Industriebetriebe in der Hauptstadtregion. "Seit 15 Jahren gibt es praktisch keine schwere Verschmutzung mit organischen Verbindungen mehr in der Seine."
Schadstoffe noch lange nicht beseitigt
Doch die Umweltorganisation WWF verweist darauf, dass die über Jahrzehnte eingeleiteten Schadstoffe noch lange nicht beseitigt sind. Probleme bereitet demnach vor allem die in der Industrie lange als Weichmacher verwendeten polychlorierten Biphenyle (PCB). Die krebsauslösende Chlorverbindung ist chemisch nicht abbaubar und bleibt deshalb dauerhaft ein Problem in Flüssen.
So mussten die französischen Behörden im Oktober vergangen Jahres den Verkauf von Seine-Fischen im zwischen dem Großraum Paris und dem Ärmelkanal liegenden Département Eure verbieten. Tests hatten ergeben, dass 61 Prozent der damals untersuchten Fische wegen deutlich überhöhter PCB-Konzentrationen nicht für den Verzehr geeignet waren.
Dennoch ist nicht nur beim Lachs eine Rückkehr in die Seine unbestreitbar. Während 1995 dort mit Aal, Brasse, Karpfen und Rotauge gerade noch vier Fischarten gezählt wurden, sind es inzwischen wieder 32. Neben dem Lachs sind in dem Fluss auch wieder Meeresforelle, Alse und Meerneunauge heimisch.
Für die Experten des Forschungsinstituts INRA lassen sich aus der unerwarteten Rückkehr des Lachses in die Hauptstadtregion generell Lehren für Versuche ziehen, Fische in Gewässern wieder anzusiedeln. Denn in der Seine seien keine Lachse aus Zuchtbetrieben ausgesetzt worden. Die Fische seien vielmehr von allein wiedergekommen, weil sie wieder die richtigen Lebensbedingungen vorgefunden hätten.
Quelle: ntv.de