Konzentration von HI-Viren gemessen Langes Stillen in Afrika empfohlen
18.04.2013, 09:47 UhrBisher wurde HIV-infizierten Frauen in Afrika geraten, ihre Kinder höchstens vier Montate lang zu stillen, um das Ansteckungsrisiko für ihre Babys zu vermindern. Nach einer zweijährigen Untersuchung in Sambia raten Wissenschaftler nun, mindestens sechs Monate lang die Kinder ausschließlich zu stillen, da dann die HIV-Konzentration in der Muttermilch am geringsten ist.
Stillen kann HIV übertragen. Doch auch andere Keime können das Leben von Kindern in Afrika bedrohen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
HIV-infizierte Mütter in Afrika können ihre Infektion durch Stillen auf gesund geborene Babys übertragen. Und nicht alle HIV-positiven Frauen haben dort die Chance, eine antiretrovirale Therapie zu erhalten. Doch ohne Muttermilch, die das Immunsystem der Kinder stärkt, können in Afrika andere Keime das Leben der Neugeborenen bedrohen. US-Forscher haben deshalb im südafrikanischen Sambia untersucht, ob Stillzeiten Einfluss auf das Risiko einer HIV-Übertragung durch Muttermilch haben. Als sicherste Variante erwies sich eine Stillzeit von mindestens sechs Monaten – ohne zufüttern, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal "Science Translational Medicine".
Rund 10 bis 15 Prozent beträgt das Risiko, dass sich ein gesundes Baby über Muttermilch mit HIV (Typ 1) infiziert. Bisher gab es Vermutungen, dass ein frühes Abstillen dieses Risiko mindern könnte. Dazu raten die Forscher nach ihrer Studie in Sambia nicht mehr. Sie haben mehr als 900 junge HIV-infizierte Mütter und ihre Kinder zwei Jahre lang begleitet und untersucht. Rund die Hälfte der Frauen wurde gebeten, nach einer relativ kurzen Zeit von vier Monaten abzustillen. Die andere Hälfte machte nach eigenen Wünschen weiter. Die Muttermilch-Proben beider Gruppen wurden regelmäßig untersucht.
Abruptes Abstillen erhöht Risiken
Im Ergebnis fanden die Forscher die höchste HIV-Konzentration in der Milch von Frauen, die nach vier Monaten relativ früh mit dem Stillen aufhörten – insbesondere in der ein- bis zweiwöchigen Abstill-Phase. Frauen, die weitermachten, aber auch zufütterten, hatten das zweithöchste Niveau von HI-Viren in der Milch. Die geringste Konzentration fand sich dagegen bei Frauen, die deutlich länger als vier Monate stillten und ihren Kindern keine andere Nahrung gaben.
Ihre Ergebnisse erscheinen den Forschern wichtig für künftige HIV-Präventionsprogramme – vor allem in Gegenden, in denen das Stillen trotz Infektion der Mutter unumgänglich ist. Beim möglichen Einsatz antiretroviraler Therapien raten sie dazu, verstärkt frühe Abstill-Phasen im Blick zu haben – wegen der gefundenen hohen Virenkonzentration in dieser Zeit. Abruptes Abstillen sei keine Alternative, schreiben die Forscher. Es erhöhe Gesundheitsgefahren für die Mütter, zum Beispiel durch Brustentzündungen.
Quelle: ntv.de, dpa