Weibchen brauchen morgens mehr Zeit Langschläfer auch unter Vögeln
24.09.2010, 13:00 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Wenn es im Winter kalt und dunkel ist, schläft auch so mancher Vogel morgens länger. Die Nachtruhe der Blaumeisen dauert in der kalten Jahreszeit rund fünf Stunden länger als im Sommer. Eine Studie der Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen bei München hat nun erstmals das Schlafverhalten von wild lebenden Vögeln untersucht und erstaunlich Vertrautes festgestellt: Junge schlafen mehr als Alte, Weibchen mehr als Männchen, und zudem gibt es noch ganz persönliche Unterschiede bei den Schlafgewohnheiten der Meisen. Also fast wie beim Menschen.
Die im Journal "Animal Behaviour” veröffentlichte Studie zeigt auch, dass die Weibchen einen unruhigeren Schlaf haben und im Schnitt eine Viertelstunde länger schlafen als die Männchen. Rückt die Brutzeit näher, schlafen die Damen noch mehr. "Das könnte daran liegen, dass … sie sich physiologisch auf die kräftezehrende Aufgabe des Eierlegens und Brütens vorbereiten müssen", vermutet Erstautorin Corinna Steinmeyer. Die Männchen hingegen müssen gleich am Morgen mit ihrer Präsenz und ihrem Gesang andere Artgenossen von ihrem Territorium fernhalten. Die Weibchen blieben morgens im Schnitt auch zwei Minuten länger im Nest als ihre Gatten.
Die Forscher um Steinmeyer hatten 60 männliche und 36 weibliche Blaumeisen (Cyanistes caeruleus) zwei Jahre lang beim Schlafen beobachtet. Mitten in einem Naturreservat in Süddeutschland wurden ihre Nistkästen zu High-Tech-Nestern umgebaut: Neben Infrarotkameras platzierten die Forscher dort Messgeräte, um Temperatur und Lichtintensität zu erfassen. Die Vögel selbst wurden außerdem mit ultraleichten Funkchips ausgestattet, sogenannten RFID-Transpondern. So konnten sie leichter identifiziert werden. Die Forscher fanden heraus, dass das individuelle Schlafverhalten der Blaumeisen von Helligkeit und Temperatur, Alter und Geschlecht abhängt.
Quelle: ntv.de, dpa