Achtung Nerv! Leucht-Eiweiß stoppt Skalpell
08.02.2011, 12:39 Uhr
Unabsichtlich durchtrennte Nerven können lebenslang Probleme bereiten.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ein kleines Eiweiß bringt Nerven zum Leuchten und soll so Chirurgen vor unheilbaren Schnitten warnen. Besonders bei Verletzungen oder wuchernden Tumoren ist die Lage der Nerven im Körper oft verschoben, und das empfindliche Gewebe ist während einer Operation nicht leicht zu erkennen. Es kommt daher immer wieder vor, das Chirurgen unabsichtlich Nerven durchtrennen, was zu lebenslangen Schmerzen oder Lähmungen führen kann.
Ein Team um die Chirurgin Quyen Nguyen von der Universität von Kalifornien in San Diego suchte ein deutlich sichtbares Stoppsignal für Operateure. Die Forscher nahmen dazu ein kleines Eiweißmolekül (Peptid), das sich vorzugsweise an Nervengewebe heftet, und versahen es mit einem fluoreszierenden Farbstoff. Dieses Leucht-Peptid lässt sich spritzen und wandert dann im Körper zu den Nerven.
Im Test mit Versuchstieren erhöhte das Eiweiß den Kontrast zwischen Nerven und dem umliegenden Gewebe um das Zehnfache. Der Leuchteffekt setzte zwei Stunden nach der Injektion ein und hielt acht Stunden an, berichten die Forscher im Fachblatt "Nature Biotechnology”. Eine Veränderung der Nervenfunktion oder des Verhaltens der Tiere ließ sich nicht beobachten.
"Natürlich müssen wir das Peptid erst noch bei Patienten testen, aber wir konnten schon zeigen, dass die fluoreszierenden Eiweiße auch Nerven in menschlichen Gewebeproben markieren”, erläutert Nguyen in einer Universitätsmitteilung. Sogar beschädigte oder durchtrennte Nerven fluoreszierten, solange sie noch eine Blutversorgung hatten, betont die Chirurgin. Das lege nahe, dass die Leuchtmoleküle auch für Eingriffe zur Reparatur verletzter Nerven einmal hilfreich sein könnten.
Derzeit versuchen Chirurgen unter anderem, die Lage der Nerven während einer Operation durch Elektrostimulation zu verfolgen. Das funktioniert allerdings nur gut bei Motorneuronen, also Nerven, die für die Bewegungssteuerung zuständig sind. Sensorische Nerven sprechen darauf nicht an. Werden etwa bei einer Prostata-OP die sensorischen Nervenbündel beschädigt, die um die Vorsteherdrüse herum liegen, kann das zu Inkontinenz- und Potenzproblemen führen.
Quelle: ntv.de, dpa