Wissen

Unglaublich großartig Lügenmuster im Konzernvorstand

Wie jeder von uns weiß, waren die Zahlen dieser starken Bank stets großartig.

Wie jeder von uns weiß, waren die Zahlen dieser starken Bank stets großartig.

Dass Firmenvorstände nicht immer die Wahrheit sagen, ist allgemein bekannt. US-Forscher haben nun herausgefunden, mit welchen Floskeln Führungskräfte versuchen, ihre Lügen zu vertuschen.

Anhand zehntausender Präsentationen von Unternehmenszahlen haben US-Wissenschaftler bestimmte Muster aufgespürt, mit denen lügende Firmenvorstände besser entlarvt werden können. So benutzen die Führungskräfte von Konzernen in den Telefonkonferenzen zur Vorlage ihrer Quartalszahlen sehr oft das Wort "Wir" statt "Ich", wenn sie unwahre oder ungenaue Angaben zum Abschneiden des Unternehmens machen, wie aus der Studie von zwei Professoren der US-Eliteuniversität Stanford hervorgeht. Auf diese Weise entledigten sich die Vorstände des Unternehmens ein Stück weit der persönlichen Verantwortung für das Vorgetragene, argumentieren die Forscher.

Je großartiger umso schlimmer

Ein weiteres Zeichen für unwahre Äußerungen sei, wenn Konzernverantwortliche bei der Vorlage der Zahlen sehr viele Wörter verwendeten, die sehr stark aufgeladen mit Gefühlen seien. Als Beispiel nannten die Wissenschaftler die Vorlage der Zahlen der Investmentbank Lehman Brothers im Jahre 2008, wenige Monate vor deren kompletten Zusammenbruch. Lehman-Finanzvorstand Erin Callan habe damals 14 Mal das Wort "großartig", 24 Mal das Wort "stark" und acht Mal das Wort "unglaublich" verwendet. Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit falscher Angaben der Studie zufolge, wenn die emotional gefärbten Wörter kaum von tatsächlichen starken Zahlen begleitet seien, was etwa bei Lehman der Fall war.

Was jeder von uns weiß, stimmt nicht

Auch die Verwendung von Allgemeinplätzen wie "Jeder von uns weiß" ist der Studie zufolge ein Zeichen, dass die folgenden Aussagen zweifelhaft sind. Für ihre Forschungsarbeit werteten die Stanford-Wirtschaftsprofessoren David Larcker und Anastasia Zakolyukina vor allem die Mitschriften von knapp 30.000 Telefonkonferenzen von Unternehmen in den Jahren 2003 bis 2007 aus. Sie entwickelten daraus auf linguistischen Kriterien beruhende Modelle, mit denen der Wahrheitsgehalt einer Präsentation vorhergesagt werden kann. Um zu prüfen, wie gut ihr Modell funktioniert, analysierten sie auch, welche Aussagen und Erwartungen die Unternehmen wenig später wieder korrigieren mussten.

In diesen Fällen unterstellten die Wissenschaftler, dass die Vorstände schon zum Zeitpunkt der Telefonkonferenz wussten, dass die tatsächlichen Zahlen ihrer Firma eigentlich weniger rosig aussehen. Die Forschungsarbeit mit dem Titel "Über das Aufspüren von täuschenden Aussagen in Telefonkonferenzen" kann online im Social Science Research Network in amerikanischer Originalsprache abgerufen werden. Die Studie soll Analysten helfen, Gefahren für die Anleger auch dann vorauszusehen, wenn Zahlen einer Firma gefälscht worden sind.

Quelle: ntv.de, AFP

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