Wissen

"Unentdecktheit ein moderner Mythos" Machu Picchu nicht einzigartig?

Viel Mythen ranken sich um die Ruinenstadt der Inkas in den peruanischen Anden.

Viel Mythen ranken sich um die Ruinenstadt der Inkas in den peruanischen Anden.

(Foto: dpa)

Die Ruinenstadt Machu Picchu in Peru ist heute weltbekannt, im Inkareich war sie wahrscheinlich ein Ort unter vielen. Dass die Stadt jahrhundertelang unentdeckt war, hält die Inka-Expertin Karoline Noack für einen Mythos. Die lokale Bevölkerung habe sie gekannt, erklärt die Professorin für Altamerikanistik an der Universität Bonn.

Was für ein Ort war Machu Picchu?

Noack: Machu Picchu war der Landsitz des neunten Inka-Herrschers Pachacutec. Er gilt als derjenige, der das Inka-Reich als einen expansiven Staat begründet hat. Er hat den Ort im 15. Jahrhundert anlegen lassen. Er war eine Art Rückzugsgebiet und vielleicht auch sein Alterssitz. Wie oft er dort war, kann man nicht sagen, da es aus dieser Zeit kaum Funde gibt.

Wer lebte noch dort?

Machu Picchu wurde 1983 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

Machu Picchu wurde 1983 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

(Foto: dpa)

Neben der Herrscher-Familie lebten dort Leute aus umliegenden Dörfern, die in Machu Picchu gearbeitet haben. Auch Gruppen aus anderen Regionen wurden dort hingeschickt, um etwa Landwirtschaft zu betreiben. Die große Familie von Pachacutec musste schließlich versorgt werden. Wie viele Menschen insgesamt dort lebten, kann man nicht sagen.

Welche Bedeutung hatte Machu Picchu im Inka-Reich?

Im gesamten Inka-Reich war es wahrscheinlich ein Ort unter vielen. Es gab 12 oder 13 Inka-Herrscher und jeder hatte seinen eigenen Rückzugsort.

Wie lange hat Machu Picchu nach der spanischen Eroberung Perus unentdeckt weiterexistiert?

Diese Unentdecktheit ist ein moderner Mythos. Machu Picchu ist zwar von der Herrscher-Familie verlassen worden, wurde aber von anderen Bevölkerungsgruppen bis ins 19. Jahrhundert weitergenutzt. In der lokalen Bevölkerung war der Ort immer bekannt.

Warum wurde die "Stadt in den Wolken" nicht fertiggestellt?

Ich würde nicht sagen, dass die Stadt nicht fertiggestellt worden ist. An ihr wurde einfach immer weiter gebaut. Nach der spanischen Eroberung des Inka-Reiches 1532 hat die Herrscher-Familie den Ort verlassen, und deshalb wurden manche Baumaßnahmen nicht beendet.

Ist klar, wer Machu Picchu zuerst entdeckte?

Die Inka-Expertin Prof. Dr. Karoline Noack in Bonn vor der Abteilung für Altamerikanistik.

Die Inka-Expertin Prof. Dr. Karoline Noack in Bonn vor der Abteilung für Altamerikanistik.

(Foto: dpa)

Nein, das ist überhaupt nicht klar. Der amerikanische Archäologe Hiram Bingham war sicherlich nicht der Erste. Der Ort wurde schon im 19. Jahrhundert auf Karten eingezeichnet. Aber Bingham war derjenige, der die Entdeckung bekanntgemacht hat.

Gibt der Ort Wissenschaftlern immer noch Rätsel auf?

Ja, wir wissen über die Inka sehr sehr wenig. Es gibt keine Schriftzeugnisse aus der Zeit selbst, sondern ausschließlich aus der Zeit nach der spanischen Eroberung.

Welche Bedeutung hat Machu Picchu für Peru?

Heute hat der Ort eine sehr große Bedeutung. Peru versteht sich als Erbe des Inka-Staates. Es ist ein sehr wichtiges Zentrum des globalen Tourismus.

Ist der Tourismus für diese Ruinenstadt eine Bedrohung?

Tourismus ist für solche Orte immer eine Bedrohung. Man muss ihn regulieren.

Quelle: ntv.de, Helen Hoffmann, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen