Auf der Suche nach einem Impfstoff Mäuse bilden HIV-Antikörper
01.12.2011, 13:32 Uhr
Vor allem Mäuse sind als Labortiere beliebt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Um Ansteckung und die schrecklichen Auswirkungen einer HIV-Infektion zu minimieren, sind Forscher seit einigen Jahrzehnten auf der Suche nach einem geeignetem Impfstoff, der erfolgreich die Antikörperbildung im Körper ankurbelt. Bei Mäusen gelingt das endlich Forschern in Kalifornien, mit Hilfe von Gentricks.
Mäuse mit einem menschlichem Immunsystem lassen sich mit Antikörpern vor der Infektion mit dem Aidserreger HIV bewahren. Damit eröffnet sich womöglich auch ein Weg zum Schutz des Menschen vor der unheilbaren Infektion. Das Prinzip beschreiben US-Wissenschaftler im Journal "Nature". Dort verweist die Gruppe um David Baltimore vom California Institute of Technology zunächst auf eines der größten Probleme der Medizin: Bislang ist es nicht gelungen, das Immunsystem des Menschen mit einer Impfung zur Produktion breit wirkender Antikörper gegen HIV anzuregen. Die Versuche befinden sich im Stadium der Grundlagenforschung, einen Test des Verfahrens am Menschen gibt es noch nicht.
Bei einer klassischen Impfung wird das Immunsystem mit den zu erwartenden Erregern konfrontiert. Die Immunzellen lernen ihren Gegner kennen und stellen Antikörper gegen sie her. Gedächtniszellen bewahren den genetischen Bauplan dieser Antikörper über viele Jahre und können sie bei Bedarf schnell herstellen. Bei HIV hat diese Strategie keinen Erfolg: Das Virus mutiert zu schnell. Der Körper muss ständig neue Antikörper herstellen und kommt damit nicht nach.
Mit Gentricks und Genfähren

Das HI-Virus kann innerhalb kurzer Zeit mutieren und ist deshalb so schwer zu bekämpfen.
(Foto: dpa)
Mediziner kennen aber eine Reihe von Antikörpern aus HIV-Infizierten, die gegen viele HI-Viren wirken, weil sie sich über Jahre entwickelten. Wenn sich das Immunsystem nicht auf klassische Weise zur Produktion dieser Antikörper anregen lässt - dann vielleicht künstlich? Das war der Ansatz des Teams. Die Forscher schleusten die genetische Bauanleitung für bekannte, breit wirksame Antikörper in eine Genfähre ein. Dieses biochemische Vehikel sorgt für den Einbau der fremden Gene in einen anderen Organismus. In diesem Fall spritzten Baltimore und seine Kollegen das Gen in die Muskeln von Mäusen, die dank eines Tricks mit einem menschlichen Immunsystem ausgestattet sind.
Tatsächlich produzierten die Muskelzellen wie gewünscht die Antikörper, schreiben die Forscher. Sie nennen das Verfahren VIP (vectored immunoprophylaxis). Die Tiere produzierten die Antikörper nach nur einer Injektion ein Leben lang und in hoher Konzentration, heißt es in "Nature". Im nächsten Schritt infizierte die Gruppe die Tiere dann mit HIV. Auch bei hohen Dosen des Erregers schützten die künstlich eingeschleusten Antikörper die Mäuse zuverlässig, berichten die Forscher.
Antikörper aus den Muskeln
Die Tiere waren durch die in ihren Muskeln produzierten Antikörper sogar besonders gut gegen das Virus gefeit. Sie überstanden Infektionen mit einer Dosis, die 100 Mal höher war als jene, die zur Infektion anderer Tiere nötig war. Übertragen auf den Menschen könnte das bedeuten, dass das VIP-Verfahren womöglich mehr Antikörper produziere, als für einen Schutz vor HIV nötig wäre. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass VIP eine langanhaltende Produktion menschlicher Antikörper in sehr großer Konzentration in den Versuchstieren zur Folge hat."
Selbst wenn eine entsprechende Injektion beim Menschen nur eine 100-fach niedrigere Antikörper-Produktion zur Folge habe, könnte dies noch vor einer Infektion mit HIV schützen. "Angesichts des Schutzes, den VIP in Versuchstieren demonstriert hat, glauben wir, dass sich eine höchst effektive Prophylaxe durch existierende Antikörper in Menschen erzielen lässt."
Quelle: ntv.de, dpa