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Gentechnisch verändert Mäuse mit Putzzwang

Ein internationales Forscherteam hat gentechnisch veränderte Mäuse mit einem Putzzwang geschaffen. Die putzbesessenen Nager könnten künftig als Modelltier zur Erforschung von Zwangserkrankungen des Menschen dienen, meinen die Wissenschaftler. Sie hoffen, mit Hilfe der Mäuse die Entstehung der psychischen Erkrankung besser verstehen und vor allem neue Therapien entwickeln zu können. Die Forscher berichten im Fachjournal "Nature" über ihre Arbeit.

Guoping Feng vom Duke University Medical Center in Durham (US- Staat North Carolina) und Mitarbeiter erzeugten die zwangsgestörten Mäuse, in dem sie im Erbgut der Nager das Gen SAPAP3 ausschalteten. Dieses bildet vor allem im sogenannten Striatum des Gehirns ein Protein, das an der Kommunikation der Nervenzellen beteiligt ist. Diese Mäuse verhielten sich daraufhin ängstlicher als normale Mäuse. Zudem putzten sie sich ununterbrochen, selbst dann noch, wenn sie dadurch ihr Fell verloren und ihre Haut verletzten. Verabreichten die Forscher den Mäusen Medikamente, die auch zur Behandlung von zwangserkrankten Menschen eingesetzt werden, verschwanden die Symptome.

Etwa zwei Prozent der Bevölkerung leiden unter Zwangsstörungen. Den Betroffenen drängen sich immer wieder quälende Gedanken auf, die sie durch die immer gleichen Handlungen loswerden wollen. Häufig ist etwa der Waschzwang, bei dem die Patienten sich dauernd waschen, um vermeintliche Bakterien und Verunreinigungen zu entfernen. Die neurologischen Grundlagen der Erkrankung sind bislang nur schlecht verstanden.

Beim Menschen seien vermutlich mehrere Gene sowie Umwelt- und Entwicklungseinflüsse an der Entstehung von Zwangserkrankungen beteiligt, kommentiert Steven Hyman von der Harvard Medical School in Cambridge (US-Staat Massachusetts) in "Nature". Nichtsdestotrotz erlaubten die Modellmäuse wichtige Einblicke in das zelluläre Geschehen bei Zwangsstörungen.

Quelle: ntv.de

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