Worte an Lasalles Gefährtin Marx-Brief versteigert
02.04.2008, 19:58 UhrEin weitgehend unbekannter Brief von Karl Marx über den Tod von Ferdinand Lassalle (1825-1864), dem Mitbegründer der deutschen Sozialdemokratie, ist in Berlin für 52.000 Euro versteigert worden. Der Schätzpreis lag zunächst bei 30.000 Euro. Das teilte das Berliner Autographen-Auktionshaus Stargardt mit. Nach seinen Angaben ging der Brief an einen deutschen Privatsammler. Der Brief soll auch in Deutschland bleiben. Das Auktionshaus spricht von dem "bedeutendsten Marx-Brief, der bisher durch unsere Hände gegangen ist". Am 14. März war der 125. Todestag von Karl Marx.
Das vierseitige Schreiben vom 16. Oktober 1864 ist an Sophie Gräfin von Hatzfeld gerichtet, die Gefährtin von Ferdinand Lassalle, der am 31. August in Genf an den Folgen eines Duells gestorben war. Marx schreibt über den unerwarteten Tod des Mitbegründers der sozialdemokratischen Bewegung in Deutschland, ferner über das, "was wegen dieses für einen Führer der Arbeiterbewegung eher untypischen Todesfalles nun publizistisch zu geschehen habe, sowie ausführlich über die allgemeine Lage der Arbeiterbewegung", wie das Auktionshaus betonte.
"...Sie haben ganz recht, wenn Sie unterstellen, daß Niemand mehr als ich das Große u. Bedeutende in L(assalle) anerkennen konnte. Er selbst wußte dieß am besten... . Aber von aller Leistungsfähigkeit abgesehen, liebte ich ihn persönlich. Das Schlimme ist, daß wir es uns wechselseitig immer verhelten als sollten wir ewig leben... ."
Im Hinblick auf die Arbeiterbewegung äußert Marx "Scepticismus nicht an der Sache, auch nicht am schließlichen Sieg unserer Ansichten, wohl aber Zweifel an den Massen u. den Leitern dieser Massen". Marx spricht auch von "rohen Ausbrüchen des Bürgerpöbels...indeß ist dieser Pöbel zu früh guter Dinge... . Die Scorpione warten auf ihn...". Das Licht der Sonne lasse sich nicht verdecken "durch Purpurmäntel oder schwarze Kutten, u. darum sicher auch nicht durch bürgerliches Löschpapier...". Marx schreibt aus London an die Gräfin Hatzfeld, er werde "schwerlich...nach dem Continent" kommen können, bevor er sein "Manuscript über Nationalökonomie" fertiggestellt habe - sein Hauptwerk "Das Kapital", dessen erster Band erst 1867 erschien.
Laut Stargardt ist der Brief bisher weitgehend unveröffentlicht, nur das erste Viertel (die erste Seite des Briefes) sei in Band 13 der dritten Abteilung der MEGA (Karl Marx/Friedrich Engels/Gesamtausgabe, 2002) abgedruckt. Bei der zweitägigen Autographen-Auktion von Stargardt in Berlin wurden über 1200 Handschriften mit einem Schätzwert von rund 1,3 Millionen Euro angeboten.
Quelle: ntv.de