Immer noch nicht ausgerottet Masern erleben Comeback
28.04.2013, 14:08 Uhr
Einmal Impfen reicht nicht. Eine Auffrischung ist nötig, sonst reicht der Masern-Schutz nur für fünf Jahre.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ob in Deutschland - wie jüngst in Berlin - oder in Frankreich, England und Italien: Immer wieder erkranken ungewöhnlich viele Menschen an Masern. Die Impfquote ist vielerorts nicht hoch genug, Impfgegner befürchten Nebenwirkungen. Doch entsprechende Berichte gehen offenbar auf falsche Daten zurück.
Nicht nur in Deutschland, auch in anderen Staaten Europas sind Masern derzeit wieder auf dem Vormarsch: 90.000 Masernfälle sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) allein in den vergangenen drei Jahren europaweit gemeldet worden. Von 2010 auf 2011 habe sich die Zahl vervierfacht, hieß es auf dem Europäischen Kongress für Infektionskrankheiten (ECCMID) in Berlin. "Vor allem Frankreich, aber auch Italien und England sind betroffen", sagte WHO-Masernexpertin Susanna Esposito von der Universität Mailand. Auch in Berlin gibt es seit Wochen wieder ungewöhnlich viele Fälle.
Impf-Skepsis unangebracht
Grund sei in Westeuropa vielerorts die Skepsis von Impfgegnern, die Schäden durch Nebenwirkungen der Impfung befürchteten. "Unter anderem geht dies auf eine Veröffentlichung von 2009 zurück, die die kombinierte Masern-Mumps-Röteln-Impfung mit Autismus in Verbindung brachte", sagte Esposito. "Aber die zugrunde gelegten Daten sind vollkommen falsch. Das ist mittlerweile klar." Die Folge sei jedoch, dass die Durchimpfungsquote von 95 Prozent, die für eine Eliminierung der Masern in der Gesamtbevölkerung nötig sei, vielerorts nicht erreicht werde, so die Expertin.
Lebensbedrohliche Komplikationen
Die hoch ansteckende Infektionskrankheit mit den typischen roten Hautflecken kann auch zu lebensbedrohlichen Komplikationen wie Lungen- und Hirnentzündungen führen. Im östlichen Teil Europas wie in Rumänien seien Masernfälle häufig, weil es dort lange Zeit keine flächendeckende Impfung für die Bevölkerung, speziell für Sinti und Roma, gegeben habe. So kam es dort 2010 zu einem Ausbruch mit 24.000 Betroffenen, 90 Prozent davon waren Roma. Alle Staaten müssten mitmachen, betonte Esposito. Eine gute Überwachung des Impfstatus sei wichtig - und ebenso die Auffrischungsimpfung, die längst nicht alle wahrnähmen. "Sonst reicht der Schutz nur für fünf Jahre."
Quelle: ntv.de, dpa