Für Erwachsene mit Kinderkrankheit Medikamente helfen bei ADHS
20.04.2012, 09:28 Uhr
Ritalnin unterliegt dem Betäubungsmittelgesetzt. Jede Verschreibung ist meldepflichtig.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die sogenannte Aufmerksamkeits-/Hyperaktivitätsstörung gilt als psychische Störung im Kindesalter. Betroffene allerdings müssen auch im Erwachsenenalter mit den Symptomen leben. Um zu wissen, wie ihnen am besten geholfen werden kann, führen Forscher eine Untersuchung durch und bekommen ein klares Ergebnis.
Medikamente wie Ritalin lindern die Symptome des Zappelphilipp-Syndroms bei Erwachsenen besser als allein Gruppentherapie oder Beratung. Das geht aus einer Studie des Forschungsverbunds zur Psychotherapie der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) hervor. ADHS ist die häufigste psychische Störung im Kinder- und Jugendalter. Sie äußert sich durch motorische Unruhe, Impulsivität sowie leichte Ablenkbarkeit. ADHS gilt als Kinderkrankheit, dabei bleiben die Symptome bei 40 bis 60 Prozent der Betroffenen im Erwachsenenalter bestehen.
"Bislang gab es jedoch für das Erwachsenenalter keine größeren kontrollierten Studien, die die Wirksamkeit von Pharmakotherapie und Psychotherapie vergleichen", sagte der Sprecher des Forschungsverbunds ADHD-net, Andreas Warnke vom Universitätsklinikum Würzburg beim Psychotherapiekongress 2012 in Hannover. Nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler deutet alles darauf hin, dass die im Kinder- und Jugendalter etablierten Behandlungsmethoden auch bei Erwachsenen sinnvoll sind.
Pille besser als Therapie
In sieben Studienzentren wurden 433 Erwachsene mit ADHS in vier Gruppen aufgeteilt und unterschiedlich behandelt. Ein Viertel der Betroffenen erhielt eine Gruppentherapie sowie den Wirkstoff Methylphenidat - besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, eine weitere Gruppe Beratung und Methylphenidat. Die dritte Gruppe bekam Gruppentherapie und ein Schein-Medikament beziehungsweise Beratung und ein Placebo. Die medikamentöse Behandlung sei der Therapie mit Placebo insgesamt signifikant überlegen, erklärte Warnke. Die Auswertung der Daten sei aber noch nicht abgeschlossen.
Seit Dezember 2004 unterstützt das Bundesforschungsministerium fünf Psychotherapie-Forschungsverbünde zu den Themen Essstörungen, ADHS, Panikstörungen, Schizophrenie und Sozialphobie mit mehreren Millionen Euro. Hintergrund ist, dass psychische Erkrankungen eine der Hauptursachen für Krankschreibungen und Frühverrentungen sind. Ihre Ergebnisse präsentieren die Wissenschaftler bis Samstag bei dem Kongress "Meilensteine der Forschung und Praxis" an der Medizinischen Hochschule Hannover.
Quelle: ntv.de, dpa