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Zwei Probanden in Lebensgefahr Medikamententest missglückt

In Großbritannien sind zwei Männer durch einen Test mit einem noch nicht zugelassenen Medikament aus Deutschland in Lebensgefahr geraten. Die beiden Briten befanden sich am Mittwochabend in kritischem Zustand auf der Intensivstation eines Londoner Krankenhauses, wie die Klinik mitteilte. Bei vier anderen Männern, die ebenfalls freiwillig an dem Versuch teilgenommen hatten, habe sich der Zustand gebessert.

Die Briten hatten nach Informationen des Senders BBC ein Medikament mit der Bezeichnung TGN1412 eingenommen, das von dem Pharma-Unternehmen TeGenero in Würzburg hergestellt wird, und bislang noch nie an Menschen getestet worden war. Es sollte unter anderem für die Behandlung von Multipler Sklerose, rheumatischer Arthritis und Blutkrebs eingesetzt werden. Bei den Männern löste es jedoch eine schwere allergische Reaktion aus.

Kopf und Hals eines 21-jährigen Probanden seien auf das Dreifache der normalen Größe angeschwollen, berichtete die Zeitung "The Sun". Die Freundin eines weiteren Test-Teilnehmers sagte der BBC, alle inneren Organe des Mannes hätten versagt. Mit dem deutlich angeschwollenen Kopf sehe ihr Freund aus wie der Elefantenmann aus einer britischen Monströsitätenschau, bei dem der Schädel breiter als die Taille war. Die Probanden sollen für ihre Teilnahme an dem Versuch britischen Medien zufolge 2000 Pfund - umgerechnet rund 2900 Euro - erhalten haben.

Das Unternehmen bestätigte, dass "völlig unvorhergesehene Nebenwirkungen" aufgetreten seien. Diese seien nach den Ergebnissen von vorangegangen Laboruntersuchungen nicht zu erwarten gewesen. Das Medikament sei in Übereinstimmung mit allen rechtlichen und klinischen Richtlinien entwickelt worden.

Die Männer wurden am Montag in die Northwick-Park-Klinik im Nordwesten Londons gebracht. Ein Sprecher der britischen Pharma-Industrie nannte den Fall "absolut außergewöhnlich". Die US-Firma Parexel International, die die Studie im Auftrag von TeGenero vorgenommen hatte, sprach von einem "unglücklichen und ungewöhnlichen" Ereignis.

Die Tests wurden sofort gestoppt. Die Behörde für Medizin und Gesundheitsprodukte (MHRA) gab eine internationale Warnung heraus. Nach BBC-Informationen sollte das Medikament auch in Deutschland getestet werden, aber die Tests hätten noch nicht begonnen.

Bei TeGenero handelt es sich um eine Ausgründung des Instituts für Virologie und Immunbiologie der Universität Würzburg. Die Firma ist seit Juni 2002 eigenständig. Das Unternehmen hatte per Februar 15 Mitarbeiter und hat Finanzmittel von 14 Millionen Euro von Venture-Kapital-Firmen zur Finanzierung seiner Entwicklungen eingesammelt. TeGenero forscht an Medikamenten zur Aktivierung des Immunsystems, mit denen nach Angaben des Unternehmens Krankheiten wie Leukämie oder Autoimmunerkrankungen wie rheumatoide Arthritis besser behandelt werden könnten. TGN 1412 ist nach Angaben von TeGenero der erste Entwicklungskandidat der Firma.

Quelle: ntv.de

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