Steinman verstarb drei Tage vor Ehrung Medizin-Nobelpreisträger ist tot
03.10.2011, 11:43 Uhr
Steinman verstarb im Alter von 68 Jahren.
(Foto: AP)
Wenige Stunden, nachdem das Karolinska-Institut in Stockholm Ralph Steinman den Nobelpreis für Medizin zuerkennt, wird bekannt, dass der kanadische Wissenschaftler bereits vor drei Tagen verstorben ist. Er war an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Zusammen mit dem 68-Jährigen wurden Jules Hoffmann und Bruce Beutler ausgezeichnet.
Der kanadische Wissenschaftler Ralph Steinman, dem der diesjährige Medizinnobelpreis zuerkannt wurde, ist tot. Steinman starb bereits am Freitag im Alter von 68 Jahren, wie sein Arbeitgeber, die New Yorker Rockefeller-Universität, mitteilte. Er hatte demnach seit vier Jahren an Bauchspeichelkrebs gelitten.
Steinman war wenige Stunden zuvor gemeinsam mit dem Franzosen Jules A. Hoffmann sowie Bruce A. Beutler (USA) von der Jury des Karolinska-Institutes in Stockholm als Preisträger benannt worden. Der Nobelpreis kann laut Statuten allerdings nicht posthum verliehen werden.
Pioniere der Immunologie
Die drei Wissenschaftler hatten sich auf dem Gebiet des menschlichen Immunsystems einen Namen gemacht. "Die diesjährigen Nobelpreisträger haben unser Verständnis des Immunsystems revolutioniert, indem sie zentrale Prinzipien seiner Aktivierung entdeckt haben", erklärte die Jury zur Begründung. Mit ihrer Forschung hätten die drei Wissenschaftler den Weg für die Vorbeugung und neue Therapien bei der Bekämpfung von Infektionen, Krebs und Entzündungskrankheiten bereitet. So hätten auf Grundlage der Arbeit der Forscher bessere Impfstoffe entwickelt werden können. Die Forschung habe aber auch neue Erkenntnisse bei der Frage gebracht, warum das menschliche Immunsystem manchmal den eigenen Körper angreift.
Dem 55-jährigen Beutler und dem 70 Jahre alten Hoffmann sollte eine Hälfte des Preisgeldes in Höhe von zehn Millionen Kronen (rund eine Million Euro) zukommen. Sie werden für die Entdeckung von Rezeptor-Proteinen geehrt, die in den Körper gelangte Bakterien, Viren und andere Mikroorganismen wie Pilze oder Parasiten erkennen. Diese aktivieren dann das sogenannte angeborene Immunsystem, was der erste Schritt der Abwehrreaktion des menschlichen Körpers ist. Dabei kann der Angriff der Mikroorganismen etwa durch Entzündungsreaktionen gestoppt werden.
Killerzellen zerstören infizierte Zellen
Als zweiten Strang des Immunsystems hat der Mensch zudem eine sogenannte adaptive, also anpassungsfähige Immunabwehr, die speziell auf bestimmte Krankheitserreger reagiert. Dabei bilden T- und B-Lymphozyten, kurz T- oder B-Zellen genannt, Antikörper und Killerzellen, die wiederum infizierte Zellen zerstören. Außerdem entwickelt der Körper so etwas wie ein Gedächtnis, das es ihm erlaubt, bei einer späteren erneuten Infektion mit dem gleichen Mikroorganismus schneller zu reagieren. Der Kanadier Steinman wurde für seine Forschung auf dem Gebiet dieses adaptiven Immunsystems ausgezeichnet. Er hatte in den 1970er Jahren sogenannte dendritische Zellen entdeckt und ihre Rolle bei der Aktivierung von T-Zellen erforscht.

Beutler wurde 1957 in Chicago geboren, seit kurzem arbeitet er an der Universität Texas in Dallas.
(Foto: dpa)
Wie die Alexander von Humboldt-Stiftung mitteilte, gehören die drei Forscher dem weltweiten Humboldt-Netzwerk an. Beutler hatte 1993 den Humboldt-Forschungspreis gewonnen und daraufhin an der Universität Regensburg geforscht. Hoffmann erhielt den Preis bereits 1983, als Preisträger forschte er dann an der Universität Marburg. Steinman erhielt 1999 den Max-Planck-Forschungspreis, der gemeinsam von der Humboldt-Stiftung und der Max-Planck-Gesellschaft verliehen wird.
Auftakt zur Nobelpreis-Woche
Die Auszeichnung bildete den Auftakt des Nobelpreis-Reigens in Stockholm und Oslo. Am Dienstag und Mittwoch fallen die Entscheidungen in Physik und Chemie. Am Donnerstag entscheidet sich, wer den Literatur-Nobelpreis erhält und am Freitag schließlich gibt das norwegische Nobelkomitee den Träger des Friedensnobelpreises 2011 bekannt.
Die Nobelpreise sind mit umgerechnet 1,1 Million Euro (zehn Millionen schwedischen Kronen) je Sparte dotiert. Sie werden traditionell am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel. Im vergangenen Jahr wurden elf Preisträger ausgezeichnet - alles Männer. Den Medizinpreis erhielt der Brite für seine Technik der künstlichen Befruchtung.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts