Ärzte besorgt Mehr HIV-Infektionen
26.11.2007, 15:17 UhrAllen Aufklärungsbemühungen zum Trotz steigt die Zahl der HIV-Infektionen weiter: Im laufenden Jahr haben sich nach Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) rund 3000 Menschen in Deutschland neu mit dem Aidserreger infiziert, das sind fünf Prozent mehr als 2006. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) zeigte sich besorgt: "Aufklärung und Schutz und Verantwortung für sich selber und andere" müssten weiter höchste Priorität haben. "Bei Aids gibt es keine Sicherheit", sagte die Ministerin in Berlin zum Weltaidstag am 1. Dezember. "Aids ist immer noch tödlich. Aids ist nicht heilbar."
In Deutschland leben aktuell etwa 59.000 HIV-Infizierte. Nach RKI-Schätzung ist bis Jahresende mit 650 Todesfällen zu rechnen. "Trotz der modernen Medikamente ist noch niemand von seinem HIV geheilt worden, und auch die Impfstoffentwicklung bleibt schwierig", sagte RKI-Präsident Reinhard Kurth. Auch er forderte für Forschung und Prävention "unverändert einen hohen Stellenwert".
Erfreut zeigte sich die Ministerin, dass sich immer mehr junge Menschen zum Weltaidstag engagieren. In diesem Jahr tun dies tausende, neben Prominenten aus Sport, Film und Musik auch viele Jugendliche. Diese zeigten auch vorbildliches Schutzverhalten, lobte die Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Elisabeth Pott. Rund zwei Drittel der Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren benutzten bei sexuellen Kontakte inzwischen Kondome.
Unter den 2007 mit HIV neu Infizierten stellten erneut homosexuelle Männer mit 2400 Patienten (72 Prozent) die größte Gruppe. Neuinfiziert wurden zudem etwa 600 Frauen und 25 Kinder. Bei diesen Zahlen handele es sich um eine vorläufige Schätzung, betonte das RKI. Die Zahl registrierter HIV-Neuinfektionen war in den Vorjahren stetig gestiegen, von 1443 im Jahr 2001 auf 2638 in 2006. Etwa die Hälfte dieses Anstiegs beruhe wahrscheinlich auf einer verbesserten Erkennung von Erstdiagnosen, erläuterte das Institut. Die andere Hälfte spiegele wahrscheinlich eine tatsächliche Zunahme der Infektionen wider, zu einem Teil könne auch eine erhöhte Testbereitschaft beigetragen haben.
Schmidt äußerte sich besorgt über eine zunehmende Risikobereitschaft bei manchen homosexuellen Männern. Mit 34.000 stellen sie unter den HIV-Infizierten in Deutschland laut RKI die größte Gruppe. Etwa 7.500 Patienten haben sich über heterosexuelle Kontakte infiziert, rund 9.000 Infizierte kommen aus Ländern, in denen HIV weit verbreitet ist. Etwa 7.000 HIV-Infektionen gehen auf Drogenspritzen zurück.
Sven Christian Finke von der Deutschen Aids-Hilfe betonte, viele Betroffene lebten von Hartz IV oder Sozialhilfe und oft in so prekären Umständen, dass für sie Gesundheit und Vorsorge nicht mehr vorrangig seien. Prävention müsse für diese Risikogruppen zielgenauer werden. Ulrich Heide von der Deutschen Aids-Stiftung warnte, trotz aller medizinischen Fortschritte sei Aids nach wie vor "keine Krankheit, mit der es sich gut leben lässt."
Quelle: ntv.de