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Prognosen für Deutschland Mehr Hitzetote, weniger Leistung

Bis zu 15.000 mehr Hitzetote im Jahr und ein spürbarer Verlust der Wirtschaftskraft: Dies sind laut einer neuen Studie die möglichen Folgen des Klimawandels in Deutschland. Weil es im untersuchten Zeitraum der Jahre 2071 bis 2100 deutlich mehr Hitzetage geben werde, gehen die Wissenschaftler des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (ifw) von Einbußen beim Sozialprodukt von 0,1 bis 0,5 Prozent aus, sagte der Autor des Gutachtens, Prof. Gernot Klepper, am Donnerstag in Hamburg. Das entspricht nach dem aktuellen Sozialprodukt etwa 10 Milliarden Euro.

Grund sei die abnehmende Leistungsfähigkeit der Menschen bei steigenden Temperaturen, hieß es zur Begründung. Das ifw hat die Studie im Auftrag der Umweltstiftung WWF (World Wide Fund for Nature) erarbeitet. "Das sind alles Schätzungen, die mit großen Unsicherheiten behaftet sind", sagte Klepper. Es handele sich nicht um Prognosen, sondern um mögliche Szenarien. Diese beruhten zum Beispiel auf dem neuen Bericht des UN-Klimarats IPCC. Diesem zufolge gibt es für das Weltklima düstere Aussichten: Der Report sagt einen Temperaturanstieg um bis zu 6,4 Grad und die Erhöhung des Meeresspiegels um mehr als einen halben Meter bis Ende 2100 voraus.

Nach Kleppers Angaben sind bei der Berechnung der Hitzetoten in Deutschland keine Anpassungsmaßnahmen wie zusätzliche Klimaanlagen oder aufmerksames Verhalten des Pflegepersonals in Altenheimen berücksichtigt. Daher sei eine "Überschätzung der realen Ausmaße" wahrscheinlich. Die Studie spricht auch von jährlich bis zu 150.000 zusätzlichen Krankenhauseinweisungen wegen hitzebedingter Beschwerden. Das würde das Gesundheitssystem mit 300 bis 700 Millionen Euro pro Jahr belasten. Wegen milderer Winter werde es zwar wenige Kältetote geben, sagte Klepper. Aber: "Der Rückgang der Kältetoten wird geringer sein als die Zunahme der Hitzetoten."

Die Kieler Wirtschaftswissenschaftler haben mit den Daten des Deutschen Wetterdienstes für 16 Städte die Zunahme der Hitzetage berechnet, an denen die gefühlte Temperatur 32 Grad übersteigt. Demnach sind besonders der Oberrheingraben und die Ballungsräume betroffen. In Mannheim könnte die Zahl dieser Tage um 23 zunehmen, in Frankfurt um 19, in Leipzig um 12 und in Hamburg um 9. Insgesamt sei der Süden Deutschlands von den gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels deutlich stärker betroffen als der Norden.

Die Klimaschutzexpertin des WWF, Regine Günther, appellierte an die Politiker, endlich auf die Probleme zu reagieren. "Die Kosten des Klimawandels lassen sich nur eindämmen, wenn wir sofort die klimaschädlichen Treibhausgase drastisch reduzieren." 2007 sei ein entscheidendes Jahr, Deutschland müsse Führung zeigen. Günther kritisierte scharf, dass es der Autoindustrie gelungen sei, das seit Jahren bestehende Ziel von 120 Gramm Kohlendioxid je gefahrenen Kilometer aufzuweichen.

Quelle: ntv.de

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