Steigende Masern-Fälle Mehr Impfungen gefordert
03.02.2009, 14:42 UhrAngesichts erneut steigender Masern-Fälle in Deutschland fordern Gesundheitsexperten eine umfassende Impfkampagne gegen die Virusinfektion. Ohne eine bundesweite Aktion an den Schulen könne das erklärte Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nicht erreicht werden, die Masern bis 2010 in Europa auszurotten, heißt es im "Bulletin" der WHO.
Im vergangenen Jahr wurden bundesweit 915 Masernfälle gemeldet - fast doppelt so viele wie 2007 (529), wenn auch weniger als im "Masern-Jahr" 2006 mit 2282 Erkrankungen. Deutschland zähle damit weiterhin zu den Hauptmasern- Exporteuren Europas, schreibt die "Ärzte-Zeitung".
Impfung oftmals vergessen
Impfexperten um Ole Wichmann vom Berliner Robert Koch-Institut hatten für den WHO-Bericht den Masernausbruch 2006 in Nordrhein-Westfalen analysiert. Damals gab es in Duisburg über einen Zeitraum von 48 Wochen insgesamt 1749 Fälle, vor allem bei 10- bis 14- Jährigen. Hunderte mussten ins Krankenhaus und zwei Menschen starben.
Rund 80 Prozent der befragten Erkrankten waren nicht geimpft - zumeist hatten die Eltern es vergessen (36 Prozent) oder eine Impfung abgelehnt (28 Prozent). 14 Prozent waren unvollständig geimpft, 6 Prozent gaben an, die notwendigen zwei Masern-Impfungen bekommen zu haben.
"Virenimporte" aus Europa
Laut "Ärzte-Zeitung" schlagen wegen der steigenden Masern-Zahlen sogar die US-Behörden Alarm: In den - eigentlich masernfreien - USA registrierten sie im 1. Halbjahr 2008 mit rund 130 Fällen die höchste Zahl von Maserninfektionen in zehn Jahren, normalerweise liegt die Fallzahl dort bei 50 pro Jahr. Ein Großteil des Anstieges führt die US-Seuchenkontrollbehörde CDC auf den Import aus Europa zurück. Aus Deutschland, Schweiz, Großbritannien, Rumänien und Italien stammen einer aktuellen Studie zufolge mehr als vier Fünftel aller europäischen Masernkranken ("The Lancet").
Deutschland sei für die Ausrottung der Masern von zentraler Bedeutung, unterstreichen die Mediziner um Wichmann. Es besitze die größte Bevölkerung in der EU sowie Regionen mit hoher Einwohnerdichte und aufgrund seiner Lage und Struktur andere Eigenschaften, die den Im- und Export von Masern förderten.
Weltweit sterben nach WHO-Daten jedes Jahr fast 200.000 Menschen an Masern - die meisten davon Kinder unter fünf Jahren. 95 Prozent der Todesfälle kommen in Ländern mit schlechter medizinischer Infrastruktur vor.
Quelle: ntv.de