Hochbegabung bei Kindern Mehr Jungen als Mädchen
23.04.2007, 10:50 UhrHochbegabung wird nach Darstellung des Marburger Psychologen Prof. Detlef H. Rost bei Jungen häufiger erkannt als bei Mädchen. Das sagte der Leiter der neutralen begabungsdiagnostischen Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche in Marburg.
"Mädchen leiden oft still vor sich hin und fressen ihre Probleme in sich hinein, wohingegen Jungen oft den Klassenkasper spielen oder anders auffällig sind", erklärte der Fachmann. Eltern und Lehrern fielen die Probleme von hochbegabten Jungen daher öfter auf.
Für das ungleiche Geschlechterverhältnis unter den Hochbegabten gibt es laut Rost aber noch einen zweiten Grund. "Die Streuung der Begabung ist bei Jungen größer als bei Mädchen. Das führt dazu, dass beim männlichen Geschlecht mehr Hochbegabte zu erwarten sind - aber auch mehr Minderbegabte", sagte der Psychologe.
Hochbegabte Kinder kommen laut Rost häufiger aus Familien oberer Gesellschaftsschichten. "Kinder aus solchen Familien haben zu Hause eine anregungsreichere Umwelt als ihre Altersgenossen aus sozialen Grundschichten", sagte Rost. Bei gleicher angeborener Intelligenz habe etwa das Kind eines Lehrerehepaares, das mit vielen Büchern aufwachse, wesentlich bessere Bedingungen, seine Intelligenz zu entfalten, als das Kind einer Familie, in der nie gelesen werde. Zudem sei Intelligenz zu einem nennenswertem Anteil auch genetisch bedingt. "Die Erblichkeitsschätzungen reichen von 50 bis zu 80 Prozent", sagte Rost.
Von Hochbegabung wird laut Rost üblicherweise dann gesprochen, wenn der Intelligenzquotient (IQ) eines Menschen bei 130 oder höher liegt. Wer einen solchen IQ habe, gehöre mit seiner kognitiven Potenz zu den besten zwei Prozent in seiner Altersgruppe. Rund 95 Prozent aller Menschen hätten einen IQ zwischen 70 und 130, sagte Rost. Ein Kind sei dann hochbegabt, wenn es ein hohes Potenzial habe, neue Probleme schnell zu erkennen, zu lösen und das Gelernte auf andere Problemstellungen zu übertragen.
Quelle: ntv.de