Psychosomatisch krank Mehr Kinder betroffen
29.05.2008, 10:10 UhrSeelische Störungen bei Kindern, die sich in körperlichen Symptomen wie Schmerzen, Essproblemen oder Angst äußern, haben nach Angaben der Universitätsklinik Münster in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen.
Ablesbar sei der Zuwachs solcher sogenannten psychosomatischen Erkrankungen an einem enorm gestiegenen Behandlungsbedarf, sagte Kinder- und Jugendpsychiaterin Martina Monninger in Münster. "Wir könnten doppelt so viele Patienten aufnehmen, wie wir Betten haben." Monninger leitet die mit 17 Behandlungsplätzen bundesweit größte Psychosomatik-Station speziell für Kinder und Jugendliche an einem Universitätsklinikum.
Zahlen zur Entwicklung psychosomatischer Störungen konnte die Medizinerin nicht nennen. Aus der vor einem Jahr veröffentlichten Studie "KiGGS" des Berliner Robert-Koch-Instituts geht hervor, dass es bei rund elf Prozent der Mädchen und fast 18 Prozent der Jungen Hinweise auf Verhaltensauffälligkeiten oder emotionale Probleme gibt wie mangelnde Aufmerksamkeit, Ängste, Depressionen oder betont unsoziales Verhalten.
Der allgemeine Zuwachs der Erkrankungen hänge unter anderem damit zusammen, dass der Nachwuchs heutzutage "ungünstigen Einflüssen" wie Medien und Computern ausgesetzt sei. Grundlegende, für das seelische und körperliche Gleichgewicht wichtige Fähigkeiten wie Sozialverhalten oder zwischenmenschliche Kommunikation gingen dafür zunehmend verloren, sagte Prof. Erik Harms, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, der die Psychosomatik-Station angeschlossen ist. Zugleich sei aber auch die Aufmerksamkeit der Gesellschaft und der Eltern für mögliche Probleme der Kinder größer geworden: "Früher wurden die Augen oft davor verschlossen und Erkrankungen so gar nicht erst identifiziert."
Auf der seit 50 Jahren bestehenden Station werden daneben auch mit Diabetes oder Herzfehlern chronisch kranke Kinder und Jugendliche behandelt - "etwa, wenn sie aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen nicht am Leben mit Gleichaltrigen teilhaben können und darunter extrem leiden". Das Team aus Psychologen, Heilpraktikern, Tier- und Musiktherapeuten sowie Psychiatern kümmert sich zudem um traumatisierte Kinder nach Gewalterfahrungen.
Quelle: ntv.de