Astronomen beobachten Milchstraße Mehr Planeten als Sterne
11.01.2012, 20:26 Uhr
Das ESO-Foto zeigt Sterne und Planeten der Milchstraße.
(Foto: picture alliance / dpa)
Systematisch haben Astronomen die Himmelskörper der Milchstraße überwacht und herausgefunden, dass mehr Planeten als Sterne durch das All sausen - und zudem bewohnbar wären.
Jeder Stern der Milchstraße hat im Schnitt 1,6 Planeten. Das schließen Astronomen aus einem sechs Jahre langen Beobachtungsprogramm, das sie im britischen Fachjournal "Nature" vorstellen. "Tatsächlich hat sich dabei herausgestellt, dass Planeten in unserer Milchstraße häufiger vorkommen als Sterne", betont Erstautor Arnaud Cassan vom Astrophysikalischen Institut Paris in einer Mitteilung der Europäischen Südsternwarte Eso. Die Astronomen haben hochgerechnet, dass vermutlich etwa zehn Milliarden Sterne unserer Milchstraße Planeten in der sogenannten bewohnbaren Zone besitzen, wo Wasser flüssig wäre. Ob es dort irgendwo Leben gibt, wissen sie allerdings nicht.
Die Wissenschaftler hatten mit einer besonderen Methode nach sogenannten Exoplaneten außerhalb unseres Sonnensystems gesucht: Wenn ein Stern von der Erde aus gesehen exakt vor einem anderen vorbeizieht, wirkt seine Schwerkraft wie ein kleines Brennglas, das den hinteren Stern vorübergehend etwas heller erscheinen lässt. Hat der Vordergrundstern noch einen Planeten, macht sich dessen Schwerkraft als kleine Beule im Helligkeitsverlauf des Hintergrundsterns bemerkbar. Da allerdings die beiden Sterne sehr genau auf einer Linie liegen müssen, ist dieser sogenannte Mikrogravitationslinseneffekt nur sehr selten zu beobachten.
100 Millionen Sterne überwacht
Die Astronomen haben daher systematisch rund 100 Millionen Sterne überwacht. Entdeckten sie mögliche Anzeichen für eine charakteristische Helligkeitsschwankung, beobachteten sie den fraglichen Stern im Detail. "In dem sechs Jahre langen Zeitraum von 2002 bis 2007 haben wir 500 Sterne mit hoher Auflösung beobachtet", berichtete Teammitglied Uffe Gråe Jørgensen vom Niels-Bohr-Institut der Universität Kopenhagen. "Bei zehn dieser Sterne haben wir direkt den Gravitationslinseneffekt eines Planeten gesehen." Aus der Anzahl der überwachten Sterne und der gefundenen Planeten lässt sich hochrechnen, wie viele Planeten die Sterne unserer Milchstraße im Schnitt haben.
Quelle: ntv.de, dpa