Aids-Konferenz Millionen ohne Medikamente
18.07.2010, 15:12 Uhr
Mit Medikamenten sind gute Erfolge möglich - nur bekommt sie nicht jeder Infizierte.
(Foto: dpa)
Immer wieder nehmen sich die großen und reichen Staaten der Welt vor, das Aids-Problem besonders in Afrika anzugehen. Doch die Wiege der Menschheit bleibt in Sachen HIV ein eher verlassener Ort.
Internationale Experten haben zu Beginn der Weltaidskonferenz in Wien ihre Forderung nach einem Zugang aller HIV- Infizierten zu medizinischer Versorgung bekräftigt. Das im Jahr 2000 beschlossene Entwicklungsziel der Vereinten Nationen, dies bis 2010 zu erreichen, ist gescheitert. Derzeit würden etwa fünf Millionen mit HIV lebende Menschen behandelt, während elf bis 14 Millionen keinen Zugang zu Medikamenten hätten, sagte Mats Ahnlund, Direktor des Organisationsbüros der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS). "Wir dachten, wir würden bei dieser Konferenz jeden Tag Champagner trinken, aber leider ist es anders gekommen."
"Es scheint, dass die Politiker in aller Welt das Interesse verlieren und vergessen, dass sie einmal ein Versprechen gemacht haben", analysierte der IAS-Direktor und internationale Konferenzvorsitzende Julio Montaner.

Das HI-Virus ist und bleibt eine tödliche Bedrohung.
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Zahlen des UN-Aidsprogramms UNAIDS zufolge waren im Jahr 2008 etwa 33,4 Millionen Menschen infiziert. Allein in Afrika südlich der Sahara mit Ländern wie Somalia, Kongo oder Südafrika leben 67 Prozent aller Betroffenen. Universeller Medikamentenzugang bleibe "ein Kampf für menschliche Gerechtigkeit", sagte UNAIDS-Generaldirektor Michel Sidibé.
Zu der Konferenz, die alle zwei Jahre von der IAS mit Sitz in Genf organisiert wird, haben sich zahlreiche Prominente wie der ehemalige US-Präsident Bill Clinton und Microsoft-Chef Bill Gates angekündigt. Popsängerin Annie Lennox, die mit ihrer Aids-Kampagne "Sing" aktiv ist, will einen Menschenrechtsmarsch anführen und anschließend ein Konzert geben.
Die Donaustadt wurde in diesem Jahr als Veranstaltungsort ausgewählt, weil sie als Brücke nach Osteuropa gilt. Die zunehmende Zahl HIV-infizierter Menschen in der Region sowie in Zentralasien ist ein weiteres großes Thema der "AIDS 2010".
Am Morgen fanden auf dem Wiener Messegelände bereits zahlreiche Diskussionsrunden und Vorträge zu Themen wie Drogen-Substitutionstherapien, die Kosten von Aids in Afrika und "Sex und Stigma" statt. Zu dem sechstägigen Kongress werden fast 25.000 Teilnehmer erwartet.
Quelle: ntv.de, dpa