Ausgemustertes aus dem Weltraum Museen streiten um Raumfähren
02.08.2010, 08:17 Uhr
Die Endeavour wird im Februar 2011 ein letztes Mal ins All fliegen.
(Foto: REUTERS)
Atlantis, Discovery, Endeavour - bald sind sie Geschichte. Aber nur im All. Einige US-Museum wetteifern darum, wer die Raumgleiter ausstellen darf. Ein teures Unterfangen.
Die Ambitionen der USA in der Raumfahrt sind bescheidener geworden. Lieferte sich das Land in der Vergangenheit noch einen historischen Wettlauf mit der Sowjetunion um den ersten Flug zum Mond, gibt es derzeit allenfalls noch einen Wettlauf um die Erbmasse der einstmals wegweisenden US-Raumfahrt. Der freilich hat es in sich: Gut zwei Dutzend Museen in den USA streiten sich darum, wer die Space Shuttles ausstellen darf, die Anfang 2011 vollends aus dem Einsatz gezogen werden sollen. Danach werden die USA bis auf Weiteres keine Menschen mehr ins Weltall bringen können.
"Der Wettkampf ist zweifelsohne hart", sagt Bill Moore vom Museum des Kennedy Space Center in Florida über den Streit der Museen um die Raumgleiter. Moores Museum hat sich wie etwa 20 weitere um eine der drei derzeit noch einsatzbereiten Space Shuttles Atlantis, Discovery und Endeavour beworben. Für jedes Museum wäre solch ein Raumgleiter ein Schmuckstück: Es gibt nur wenige von ihnen, und sie zählen zum Teuersten, Komplexesten und Kühnsten, was je von Menschenhand gebaut wurde. Die Discovery soll im November noch einmal ins All fliegen, die Endeavour im Februar 2011. Dann ist Schluss.
Nur die Raumfähre ist gratis
Die US-Raumfahrtbehörde NASA will die Raumgleiter für die Nachwelt bewahren. Zahlen sollen dafür die Museen. Gut 28,8 Millionen Dollar müssen die Bewerber nachweisen, um überhaupt in Betracht gezogen zu werden. Die Raumfähren müssen vor dem Flug ins Museum auseinandergenommen und Teil für Teil von Giftstoffen gesäubert werden. Das allein soll 20 Millionen Dollar kosten. Mehr als acht Millionen Dollar werden fällig, um das Shuttle im Huckepack-Verfahren auf einer Boeing-747 zum Ausstellungsort zu bringen.
"Die Raumfähren selbst gibt es sozusagen gratis", sagt Kuratorin Valerie Neal vom National Air and Space Museum in Washington. Das Drumherum mache das ganze Projekt so teuer. Neal schätzt, dass etwa die Hälfte der Interessenten "wirklich starke" Angebote eingereicht haben. Neals Museum in Washington gilt als Favorit für die Discovery, die älteste der Fähren, die insgesamt 39 Mal ins All geflogen ist.
Viele Fürsprecher hat auch das Nationalmuseum der US-Luftwaffe, die viele der Shuttle-Astronauten hervorgebracht hat. In einem Brief an NASA-Chef Charles Bolden sprachen sich 18 Ex-Astronauten für das Museum der Luftwaffe aus, weil diese so wichtig "bei der Planung, Entwicklung, Finanzierung und der Ausführung des Space-Shuttle-Programms" gewesen sei.
Chicago gibt auf
Auch das Intrepid-Sea-Museum in New York, das Johnson Space Center in Texas und das Luftfahrtmuseum in Seattle sind Interessenten. Seine Bewerbung aufgegeben hat hingegen das Museum of Science and Industry in Chicago - mit der Begründung, das Projekt werde noch teurer als bislang bekannt. Seine Experten hätten Kosten von bis zu 80 Millionen Dollar berechnet.
Quelle: ntv.de, Virginie Montet , AFP