Nicht nur auf exotischen einsamen Inseln oder im vor Leben strotzenden Regenwald führte eine schnelle Evolution zu großer Artenvielfalt. Zumindest was die wilden Nelkengewächse betrifft, kann Europa locker mit den Tropen mithalten.

Die mehr als hundert verschiedenen Arten auf unserem Kontinent entstanden alle innerhalb der vergangenen zwei Millionen Jahre. Damit übertrifft die Rate der Entstehung neuer Arten in dieser Gruppe jene aller anderen bisher untersuchten Pflanzen oder an Land lebenden Wirbeltiere, berichtet Luis Valente vom Botanischen Garten in Madrid in den „Proceedings“ der britischen Royal Society.

Gencodes von 104 Arten und Unterarten

Der Biologe hatte Teile des Gencodes von 104 Arten und Unterarten der Gattung Dianthus aus ganz Europa untersucht und aus deren Unterschieden mit mathematischen Modellen den Zeitpunkt der Trennung der Arten abgeleitet.

Dabei fand er, dass sich die Arten bis vor etwa zwei bis 1,3 Millionen Jahren mit einer mittleren Rate entwickelten, danach jedoch geradezu explosionsartig und schneller, als es sogar bei tropischen Pflanzenfamilien gefunden wurde.

„Europa ist ein bisher übersehener Hotspot der Evolution“, kommentiert Valente daher. Die Ursache für die rasche Artenbildung ist nachträglich schwer zu ergründen, schreibt der Botaniker. Sie fällt zeitlich aber mit einer Änderung des Klimas zusammen, das rund um das Mittelmeer starke jährliche Schwankungen mit Trockenheit im Sommer brachte. Dies könnte ebenso zur schnellen Artbildung beigetragen haben wie die vergleichsweise starke  Komplexität der Lebensräume.