Riesiges Forschungsprojekt Neuer Ringbeschleuniger kommt
04.10.2010, 14:58 Uhr
Der 120 Meter lange Linearbeschleuniger UNILAG bei der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt soll als Vorbeschleuniger für den künftigen Doppelringbeschleuniger FAIR dienen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Antimaterie, dunkle Materie - und das im friedlichen Darmstadt. Dort entsteht der neue Teilchenbeschleuniger FAIR. Forscher wollen damit herausfinden, was eine Tausendstelsekunde nach dem Urknall geschah.
Der milliardenschwere Bau des weltweit einmaligen Teilchenbeschleunigers FAIR ist als internationales Projekt besiegelt. Neun teilnehmende Staaten - darunter Deutschland, Frankreich und Indien, Polen, Rumänien und Russland - unterzeichneten in Wiesbaden einen Vertrag über Bau und Betrieb des Forschungszentrums in Darmstadt. Mit Kosten von rund einer Milliarde Euro ist die Anlage eines der größten Forschungsprojekte in Deutschland.
Der 1,1 Kilometer lange kreisförmige Beschleuniger steht künftig auf dem Gelände des GSI-Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung. Durch FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research/Anlage für Antiprotonen- und Ionenforschung) wollen die Experten Neues zur Entstehung des Universums und zum inneren Aufbau der Materie erfahren. Während derzeit etwa 3000 Wissenschaftler in 40 Ländern die Anlage planen, soll der eigentliche Tiefbau im Herbst 2011 beginnen.
Kleiner Bruder von CERN
Das Projekt kostet in der Startversion eine Milliarde Euro, im Vollausbau 1,2 Milliarden Euro. Deutschland stellt drei Viertel des Geldes bereit. Größter Projektpartner in Russland, das in Geld, Forschungs- und Sachleistungen 178 Millionen Euro beisteuert. Viele der drei Tonnen schweren Magnete des Beschleunigers sollen in russischen Labors entwickelt und gebaut werden, sagte GSI-Sprecher Ingo Peter.
FAIR sei wie ein kleinerer Bruder des 27 Kilometer langen Teilchenbeschleunigers CERN bei Genf, erläuterte Peter. Bei CERN errichten die beschleunigten Teilchen höhere Geschwindigkeiten und im Aufprall höhere Temperaturen. "In Genf kommen wir dem Urknall schon sehr nahe."
Unerforschte dunkle Materie
FAIR solle dagegen erforschen, was in der tausendstel Sekunde nach dem Urknall und seitdem geschah, sagte Peter. "Unser Ziel ist nicht höhere Geschwindigkeit. Wir wollen schwerere Teilchen und mehr davon aufeinanderprallen lassen." Davon erhofften sich die Forscher Aufschlüsse über verschiedene Arten von Materie, zum Beispiel Antimaterie oder die unerforschte dunkle Materie: "Im Universum steckt noch viel unbekanntes Zeug."
Weitere Partnerländer bei FAIR sind Finnland, Schweden und Slowenien. Spanien unterzeichnete den Vertrag nicht, wird aber bald als zehntes Land beitreten, sagte Peter. Auch Großbritannien, China und Saudi-Arabien planen Beiträge. "Hessen hat sich als Standortland bereiterklärt, 94 Millionen Euro in den Bau von FAIR zu investieren", sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bei der Unterzeichnung.
Quelle: ntv.de, dpa