Smoothies - Mehr als Saft Obst ohne zu kauen
26.09.2007, 14:40 UhrSmoothies haben nun auch in Deutschland den Sprung vom Geheimtipp zum Getränke-Trend geschafft. Der Name der dickflüssigen Drinks leitet sich vom englischen Wort "smooth" ab.
Es bedeutet geschmeidig oder auch weich. Anders als Fruchtsäfte, die in Deutschland nach wie vor meistens aus verdünntem Konzentrat hergestellt werden, bestehen Smoothies aus ganzen Früchten - nur Kerne, Stiele oder Schale bleiben draußen. Das pürierte Obst, das zum Teil mit Fruchtsaft ergänzt wird, erobert nun die Supermarkt-Kühlregale. Zuvor kam es bereits in Szene-Lokalen oder Fitness-Studios gut an. Wissenschaftler halten die Vitaminbomben für gesünder als normale Fruchtsäfte.
Die neue Getränkesorte fand nicht zuletzt mit amerikanischen Kaffeeketten wie "Starbucks" den Weg nach Mitteleuropa. In den USA und Großbritannien stehen die trinkbaren Früchte für bequeme Verbraucher bereits seit den 70er Jahren in Kühlregalen. Innerhalb weniger Monate haben nun neben Spezialfirmen auch Marken wie "Knorr", "Chiquita", "Mövenpick" oder "Schwartau" Kreationen in ihr Angebot aufgenommen. Discounter wie Aldi oder Plus mischen ebenfalls mit. Meistens sind in Smoothies mehrere Obstsorten zusammengemixt.
Das Marktforschungsunternehmen ACNielsen nennt das Marktsegment Liquid Fruits (Flüssige Früchte). In den vergangenen zwölf Monaten wurden in Deutschland knapp 16 Millionen Liter abgesetzt, im Vorjahreszeitraum nur vier Millionen. Der Umsatz stieg von 17 Millionen Euro auf 65 Millionen. Zum Vergleich: Mit normalen Fruchtsäften (100 Prozent Fruchtgehalt, oft aus Konzentrat) setzen die Hersteller jährlich etwa 1,4 Milliarden Euro in Deutschland um.
Die Macher von "true fruits" in Bonn meinen gerade deshalb, dass das Potenzial für Smoothies in Deutschland sehr groß sei. Mitgründerin Inga Koster sagt: "Jeder Deutsche trinkt um die 40 Liter Fruchtsaft im Jahr. Damit ist Deutschland Spitzenreiter in Europa, aber der Anteil von Direktsaft liegt nur im einstelligen Prozentbereich." Das im November 2006 gestartete Unternehmen von drei Bonner Studenten schreibt auf seiner Internetseite: "Wir sind genervt von künstlichen, grellbunten Getränken, die ihre Versprechen nicht halten und nach Duschgel schmecken."
Dass Studenten die Firma gründeten, ist eine Parallele zur britischen Smoothie-Firma "Innocent". Mit amüsanten Texten auf den Fläschchen verleiht sie Smoothies ein cooles Image. Seit diesem Jahr vertreibt der nach eigenen Angaben britische Marktführer auch hierzulande seine Produkte aus fair gehandeltem Obst. Für 250 Milliliter zahlt der Kunde bis zu drei Euro. "Wir richten uns an Leute, die sich auch im hektischen Berufsalltag oder auf Reisen gesund ernähren wollen, aber nicht dazu kommen, frisches Obst zu kaufen und zu schnibbeln", sagt die deutsche Marketing-Leiterin Katrin Hundhausen.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Bonn bewertet Smoothies, die eher Zwischenmahlzeit als Durstlöscher sind, insgesamt positiv. "Ernährungswissenschaftler mussten schon schlechtere Neuheiten mitansehen", sagt Sprecherin Antje Gahl. Allerdings gebe es zwischen den einzelnen Industrie-Smoothies Unterschiede. Rechtlich sei nicht genau geregelt, was ein Smoothie ist. Man solle darum genau auf die Zutaten achten. Manche Hersteller würden zum Beispiel Kokosmilch dazumischen, was aus der Vitaminbombe schnell eine Kalorienbombe mache.
Gahl sagt, "gute Smoothies" mit mindestens 50 Prozent ganzem Obst aus Mark oder Püree seien gesünder als normale Fruchtsäfte, weil sie mehr Ballaststoffe enthalten. Am gesündesten seien aber nach wie vor frische Früchte, weil man beim Kauen mehr Faserstoffe und sogenannte zelluläre Substanzen aufnimmt.
Quelle: ntv.de