Invasion in die Arktis Orcas verdrängen Eisbären
19.05.2011, 09:44 Uhr
Killerwale vor der norwegischen Küste.
(Foto: dpa)
Während der Klimawandel mehr und mehr die Eisbären in der Arktis bedroht, können Orcas davon profitieren. Durch die Eisschmelze dringen sie in immer nördlichere Regionen vor, wo sie heimischen Arten die Nahrung wegnehmen.
Eisbären sind als "Könige" der nördlichen akut vom Klimawandel bedroht, und künftig könnten Orcas die Herrschaft übernehmen: Während das immer schnellere Schrumpfen der nordpolaren Eismassen den riesigen Bären die Lebensgrundlage entzieht, verschwindet für die Meeressäuger, auch Schwert- oder Killerwale genannt, ein entscheidendes Hindernis. Sie können jetzt auch im äußersten Norden auf die Jagd nach schwimmendem Futter gehen.
"Wenn die Arktis-Invasion der Killerwale und anderer Säugetiere aus milderen Regionen kommt, wird es hier verstärkt Konkurrenz um Nahrung zwischen den Arten geben", sagte der kanadische Biologe Steven Furgeson der dänischen Zeitung "Politiken". Seine Forschung für die Manitoba University of Canada habe ergeben, dass traditionell in der Polarregion ansässige Arten, darunter auch andere Wale, durch die neue "Hackordnung" im Bestand gefährdet werden können.
Traditionell haben sich die Schwert- oder Killerwale aus der Arktis ferngehalten, weil das Eis gefährlich für ihre sehr empfindlichen dreieckigen Finnen war. Doch das Eis verschwindet immer schneller, wie es erst Anfang Mai wieder in einer neuen Schätzung für den Arktischen Rat hieß. Fergusons Arbeit ist Teil dieses umfassenden neuen Gutachtens, in dem ein Anstieg des globalen Meeresspiegels um 0,9 bis 1,6 Meter bis 2100 vorhergesagt wird.
Der Kanadier verweist in "Politiken" auf schon jetzt zu beobachtende Verschiebungen der bisherigen Balance zwischen den Tierarten. In der Arktis seien immer häufiger "Gastvisiten" von Killerwalen und anderen Tieren in den Sommermonaten zu beobachten. Tendenz steigend, denn ihr Polarrevier wird immer größer.
Killerwal immer häufiger vor Labrador
Der Killerwal (Orcinus orca) ist ein sehr gefräßiger und intelligenter Kleinwal. Er wird seit einigen Jahren immer häufiger vor Labrador gesichtet, wo er mit seinen normalerweise sechs bis acht Metern Länge und einem Gewicht von etwa sechs Tonnen vor allem Jagd auf Robben macht. Aber die Meeresräuber stürzen sich im Polarmeer auch auf andere Wale wie den Narwal, den Pottwal und den Beluga (Weißwal) - dabei attackieren sie etwa Walkälber in Gruppen.
Auch andere Walarten wie der Buckelwal, der Zwergwal und der Grauwal werden dank schrumpfender Eisberge häufiger als früher im äußersten Norden auftauchen, sagt Ferguson voraus. Aber weil sie im Gegensatz zum Killerwal keine Raubtiere sind, können sie auch nicht so viel "Ärger" im Ökosystem auslösen. Unweigerlich Konsequenzen, so meint der kanadische Biologe, müsse die mögliche Balance-Verschiebung auch auf die bisher zugelassene Jagd der Arktis-Ureinwohner auf einheimische Wale haben.
Quelle: ntv.de, Thomas Borchert, dpa