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Wirkstoffe vor allem aus Asien Pharma-Industrie lagert aus

In den 1990er Jahren war das Produktionsverhältnis zwischen Europa und Amerika sowie Asien noch umgekehrt.

In den 1990er Jahren war das Produktionsverhältnis zwischen Europa und Amerika sowie Asien noch umgekehrt.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Vier von fünf Arzneimittel-Wirkstoffen werden nach Angaben der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft inzwischen in China und Indien hergestellt.

Dabei handle es sich zumeist um Antibiotika, deren Patentschutz abgelaufen sei, sagte die Expertin für Arzneimittelsicherheit der DPhG, Ulrike Holzgrabe. Lediglich kompliziert herzustellende und lukrative Wirkstoffe lasse die Pharma-Industrie weiterhin in Europa oder den USA produzieren. Das betreffe etwa bestimmte Krebsmedikamente. In Jena begann die DPhG-Jahrestagung.

Noch in den 1990er Jahren war das Verhältnis umgekehrt: 80 Prozent aller Wirksubstanzen für Medikamente kamen aus Europa und Amerika. Pharmazeuten halten die Produktion in Asien mit Blick auf die Arzneimittelsicherheit für problematisch. Zwar müssten auch die Wirkstoffhersteller in China eine regelgerechte Produktion nachweisen, sagte Holzgrabe, die an der Universität Würzburg Professorin für pharmazeutische Chemie ist. "Das Problem ist: In China weiß man nicht, ob in diesen Betrieben dann auch produziert wird." Die Fachgesellschaft schätzt, dass in China 3000 von 4500 Produktionsstätten für Wirkstoffe von den europäischen und amerikanischen Zulassungsbehörden oder der Pharmaindustrie gar nicht kontrolliert werden.

Im vergangenen Jahr war in China hergestelltes verunreinigtes Heparin, ein Blutgerinnungshemmer, in mehreren europäischen Ländern und den USA aufgetaucht. In diesem Zusammenhang wurden aus den USA auch Todesfälle gemeldet.

Holzgrabe zufolge sind etwa fünf Prozent der in Deutschland auf seriösem Wege erhältlichen Arzneimittel gefälscht. Gängigste Fälschermethoden seien der Verzicht auf den Wirkstoff, eine geringere Dosierung, der Einsatz falscher Substanzen und falsche Verpackungen. An der Tagung in Jena nehmen bis 650 Wissenschaftler teil.

Quelle: ntv.de, dpa

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