Dauerstress und Bewältigung Pillen helfen nicht
29.01.2007, 10:20 UhrStresssymptome werden von den Betroffenen oft übersehen. "Wenn sie auffallen, ist es häufig schon zu spät", sagt der Arzt und Coach Jörg-Peter Schröder. Vor allem werden die Signale falsch interpretiert.
"Wer psychosomatische Beschwerden hat, geht zunächst einfach zum Hausarzt", sagt Schröder. Doch bei Beschwerden aufgrund von Dauerstress helfen keine Pillen. Kopfschmerzen könnten bei falscher Behandlung sogar zu chronischer Migräne werden. "Auch ein paar Seminare zur Stressbewältigung helfen nicht weiter", sagt der Mediziner aus Budenheim in Rheinland-Pfalz, der sich seit vielen Jahren mit Stress und Burnout beschäftigt. "Man muss sich parallel dazu fragen, was man anders machen kann."
Dabei sollten nicht die Symptome im Fokus stehen. Wichtig sei, auch die eigenen Potenziale zu stärken. Dazu gehört, sich nicht weiter über etwas aufzuregen, das einen stört, sondern es künftig anders zu machen. "Stress hat auch etwas damit zu tun, wie ich mit mir selbst umgehe", betont Schröder. Unter Umständen liegen die Ursachen dafür bei falsch getroffenen Entscheidungen: "Perfektionisten leiden oft unter Stress und unterdrücken ihre eigenen Bedürfnisse", sagt Schröder. "Sie müssen sich fragen, wo die überzogenen Erwartungen an sich selbst herkommen." Belastend sei auch, "nicht-authentisch" zu leben, also im Beruf Aufgaben übernehmen zu müssen, die der eigenen Persönlichkeit im Grunde widersprechen.
Aber auch eine neue Rolle, beispielsweise nach einer Beförderung, kann stressig sein. "Ich muss dann lernen, mit mehr Verantwortung umzugehen", sagt Schröder. Wer zunehmend unter Stress leidet, hat nach Einschätzung des Experten drei Alternativen: Er kann erstens weitermachen und die unangenehmen Begleiterscheinungen akzeptieren -in der Hoffnung, dass sie nicht schlimmer werden. Eine zweite Alternative ist, zu versuchen am jetzigen Arbeitsplatz an den Arbeitsbedingungen so viel zu verändern, dass sich die Situation spürbar bessert. Wer die Verhältnisse ändern will, in seiner Firma aber keine Chance dazu sieht, sollte überlegen, sie zu verlassen: "Eventuell gibt es eine weniger stressige Branche", sagt Schröder, "oder es reicht schon ein kleinerer Betrieb."
Quelle: ntv.de