Weniger Krill im Meer Pinguine erleiden Futtermangel
14.04.2011, 09:46 Uhr
Adelie-Pinguine auf der Torgerson-Insel in der Antarktis.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Nicht der Rückgang des Meereises, sondern immer weniger Krill ist dafür verantwortlich, dass sich die Populationen von Adelie- und Zügelpinguninen in der Westantarktis verkleinern. Das zumindest behaupten Forscher.
In der Westantarktis und der angrenzenden Schottischen See nimmt die Zahl der Adelie-Pinguine und der Zügelpinguine teils dramatisch ab. Dies liegt vor allem am Schwund des Krills, der Hauptbeute der Pinguine, in den vergangenen Jahrzehnten, wie US-Forscher vermuten. Anders als bislang häufig angenommen, gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Verschwinden des Meereises infolge der Klimaerwärmung und der Entwicklung der Pinguinpopulationen, schreiben die Wissenschaftler in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.
Nach der "Meereis-Hypothese" hat der Rückgang der Eisflächen in der Region zu einem Populationsrückgang bei den "eisliebenden" Adelie-Pinguinen (Pygoscelis adeliae) geführt, während die Zahl der "Eis-vermeidenden" Zügelpinguine (Pygoscelis antarctica) eher zugenommen habe. Tatsächlich aber sind die Populationen beider Pinguinarten in den vergangenen 30 Jahren teils dramatisch geschrumpft, berichten Wayne Trivelpiece von der US-Meeresforschungsbehörde NOAA in La Jolla (Kalifornien) und seine Mitarbeiter. Auf den Südshettland-Inseln etwa seien die Kolonien um mehr als 50 Prozent geschrumpft, auf den südlichen Sandwich-Inseln sogar um 75 Prozent.
Wale und Robben als Futterkonkurrenten
Ihrer Hypothese zufolge liegt dies vor allem an der nachlassenden Verfügbarkeit des Krills. Als Krill fassen Biologen zahlreiche Kleinlebewesen im Meer zusammen, vor allem winzige Krebse und Schnecken. Bis in die 1970er Jahre sei in der Region viel Krill vorhanden gewesen, hauptsächlich deshalb, weil andere Krill-Konsumenten wie Wale oder Robben vom Menschen gejagt und ihr Bestand dadurch reduziert wurde. Auch die Klimabedingungen seien für das Wachstum des Krills günstig gewesen. Mit der Erholung der Wal- und Robbenbestände stehe für die Pinguine nun weniger Beute zur Verfügung, schreiben die Forscher.
Daneben beeinflusse auch der Klimawandel die Krillbestände. Die Westantarktis gehöre zu den Regionen, die sich am schnellsten erwärmen. Die durchschnittlichen Wintertemperaturen seien um fünf bis sechs Grad Celsius angestiegen. Damit schwinde das Meereis, und genau dies führe zu einer Abnahme der Krillbestände. Schließlich habe in den vergangenen Jahren auch die Krill-Fischerei deutlich zugenommen. 2002/2003 seien rund 50.000 Tonnen aus dem Meer gefischt worden, 2009/2010 seien es mehr als 202.000 Tonnen gewesen.
Am empfindlichsten für den Nahrungsmangel seien die Pinguinküken und Jungtiere. Bei einer weiteren Erwärmung der Region werde noch mehr Meereis verschwinden, die Krillbestände würden weiter schrumpfen und damit auch die Zahl der Adelie- und Zügelpinguine, schreiben die Forscher. Angesichts dieser drohenden Entwicklung sollte auch dieEinstufung der Zügelpinguine als "nicht gefährdete" Art überdacht werden.
Quelle: ntv.de, dpa