Zuwendung von Anfang an Qualität ist entscheidend
09.05.2007, 12:11 UhrBekommen Kinder zu wenig Zuwendung, haben sie ein stark erhöhtes Risiko für Bindungsstörungen. "Für die Entwicklung eines gesunden Bindungsverhaltens ist nicht die Dauer der Zeit, die Kinder mit ihren engsten Bezugspersonen verbringen entscheidend, sondern die Qualität der Bindung." Das erklärt Christa Schaff, die Vorsitzende des Berufsverbandes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (BKJPP) in Weil der Stadt (Baden-Württemberg). Bei bindungsgestörten Kindern, die außerdem misshandelt werden, besteht die Gefahr einer psychischen Auffälligkeit im Erwachsenenalter.
"Ängstlich-unsicher gebundene Kinder sind gehemmt und übervorsichtig, bauen häufig kaum soziale Kontakte auf und zeigen oft eine Apathie, die durch Zuwendung nicht beeinflussbar ist", erläutert die Kinder- und Jugendpsychiaterin. Bindungsstörungen können sich aber auch in ungehemmtem Verhalten äußern: Die Kinder suchen wahllos die Aufmerksamkeit anderer Menschen, haben aber Schwierigkeiten mit engen, vertrauensvollen Beziehungen und verhalten sich oft aggressiv gegen sich selbst und andere.
"Besteht bei einem Kind der Verdacht auf eine Bindungsstörung, sollte es umgehend von einem Kinder- und Jugendpsychiater und -psychotherapeuten untersucht werden", rät Christa Schaff. "Von größter Wichtigkeit ist die Einsicht der Eltern in die Störung des Kindes und ihre Bereitschaft zur Kooperation." Schätzungen zufolge haben vier Prozent der Kinder in Deutschland eine Bindungsstörung.
Quelle: ntv.de