Lachsrosa und so groß wie ein Fußball Rarität im Botanischen Garten
10.09.2009, 13:04 UhrDer Zapfen der Brotpalmfarne im Botanischen Garten in Tübingen ist eine wahre Rarität im Pflanzenreich. Seit einigen Tagen blüht das urtümliche Gewächs. Die Art gibt es seit 300 Millionen Jahren; sie prägte somit schon mit den Dinosauriern zusammen das Gesicht der Erde. Weil Palmfarne in ihrer Heimat im tropischen und südlichen Afrika durch illegale Sammler vom Aussterben bedroht sind, wollen die Botaniker in Tübingen alles unternehmen, damit sich die Pflanzen vermehren können. Dazu sollen Pollen aus Freiburg und aus Großbritannien nach Tübingen geflogen werden.
Bei den Palmfarnen gibt es männliche und weibliche Pflanzen, und um erfolgreich Samen ansetzen zu können, sind blühende Pflanzen beider Geschlechter notwendig. Diese Kombination gebe es aber weltweit kaum noch, teilte der botanische Garten mit. In Tübingen gibt es eine weibliche Pflanze vom Typ Encephalartos ferox und eine männliche Pflanze vom Typ Encephalartos altensteinii - beide können sich aber wegen der unterschiedlichen Arten nicht gegenseitig bestäuben. Für die weibliche Pflanze sollen deshalb tiefgefrorene Pollen aus dem Botanischen Garten der Universität Freiburg und aus den Königlichen Botanischen Gärten von Kew bei London nach Tübingen gebracht werden.
Warten auf Befruchtung
Die Experten warten deshalb gespannt, bis sich bei Encephalartos ferox die Zapfenschuppen öffnen. Durch schmale Schlitze ist dann der Weg ins Innere frei und die Pflanze ist empfängnisbereit. Zur Befruchtung mischen die Gärtner des Botanischen Gartens die Pollen mit Wasser, um sie mit einer Pipette ins Zapfeninnere zu spritzen.
In der Heimat der Palmfarne übernimmt die Befruchtungsarbeit der kleine Rüsselkäfer. Um die anzulocken, bedienen sich viele Palmfarnarten eines besonderes Tricks: Zur Blütezeit erwärmt sich der Zapfen während der Nacht und ist etwa zehn Grad wärmer als die Außentemperatur. Diesem warmen Zufluchtsort kann kaum ein Rüsselkäfer widerstehen.
Pollen sollen eingefroren werden
Die Pollen des männlichen Encephalartos altensteinii wollen die Tübinger Botaniker einfrieren und bei Bedarf anderen botanischen Gärten für die Befruchtung weiblicher Pflanzen zur Verfügung stellen. Brotpalmfarne, die entfernt mit Nadelbäumen verwandt sind, wachsen pro Jahr weniger als einen Millimeter. Dafür bilden sie dicke Stämme und große palmenähnliche Blattwedel. Aus dem Mark der Stämme wurde früher das Verdickungsmittel Sago gewonnen.
Quelle: ntv.de, dpa