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Selbsttherapie bei Parasiten Raupen fressen Giftpflanzen

Die Raupen einer Bärenspinnerart fressen gifthaltige Pflanzen, um Parasiten und Krankheitserreger loszuwerden. Darüber berichten US-Wissenschaftler um Michael Singer von der Wesleyan-Universität in Middletown (US-Staat Connecticut) im Journal "PLoS One".

Sind die Larven krank oder von Parasiten befallen, suchen sie nach Pflanzen, die sogenannte Pyrrolizidin-Alkaloide – sehr starke Gifte – enthalten, und fressen diese. Diese Gewächse meiden die Raupen (Grammia incorrupta) jedoch, wenn sie gesund sind. "Wir konnten damit erstmals zeigen, dass auch wirbellose Tiere wie Insekten in der Lage sind, sich selbst zu therapieren", schreiben die Biologen in "PLoS One".

In einem Experiment untersuchten Singer und seine Kollegen die Überlebensrate von Bärenspinnerraupen, die von Parasiten befallen waren. Die Raupen hatten die Möglichkeit, Pflanzen mit Pyrrolizidin-Alkaloiden zu fressen. Dabei zeigte sich, dass die Tiere besser überlebten, wenn sie Zugang zu diesen Giften hatten. Unbefallene Raupen entwickelten sich auf den gifthaltigen Pflanzen dagegen deutlich schlechter.

Kosten-Nutzen-Rechnung

Ließen die Forscher den Tieren die Wahl zwischen gifthaltigen und giftfreien Gewächsen, wählten parasitierte Larven eher das pharmazeutisch wirksame Grünzeug. Nicht befallene Artgenossen hingegen bevorzugten die giftfreie Nahrung. "Damit haben wir erstmals experimentell bewiesen, dass es für die Tiere eine Kosten-Nutzen-Rechnung ist, wenn sie sich selbst mit Giften behandeln", erklärt die Gruppe. Denn ohne Parasitenbefall bringe es für die Tiere eher Nachteile, von den giftigen Pflanzen zu fressen.

Die Raupen werden im Freiland häufig von Raupenfliegen (Tachinidae) und Brackwespen (Braconidae) befallen. Diese legen ihre Eier auf den Raupen ab, die geschlüpften Larven fressen ihren Wirt dann von innen auf – eine meist tödliche Attacke.

Die Fähigkeit zur Selbstmedikation war bisher vorrangig von Säugetieren bekannt. Schimpansen beispielsweise suchen gezielt nach bestimmten Pflanzen und schlucken deren Blätter unzerkaut herunter, wenn sie von Würmern befallen sind. Viele Bärenarten reiben ihr Fell gezielt mit pharmazeutisch wirksamen Pflanzen- und Wurzelextrakten ein, um Flöhe und andere Parasiten zu vertreiben.

Quelle: ntv.de

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