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"Wie ein Kolben in einer Röhre" Raupen kriechen mit Magen voran

Erst der Bauch und dann die Beine: Anders als bisher angenommen, bewegen sich Raupen fort und überraschen damit die Forscher.

Objekt der Untersuchung: der Tabakschwärmer.

Objekt der Untersuchung: der Tabakschwärmer.

(Foto: Tozeuma / Wikipedia)

Raupen kriechen ihrem Magen hinterher. Die Bewegung der Insektenlarven läuft damit ganz anders als bislang geglaubt. Der frei in der Körperhöhle aufgehängte, schlauchförmige Magen bewegt sich wie ein Kolben - und das noch bevor die Beine nachkommen. Das berichten US-Biologen im Journal „Current Biology“.

Bisher hatte man geglaubt, dass das Innere der Tiere schlicht der Bewegung ihrer äußeren Muskeln folge, schreibt Michael Simon von der Tufts Universität in Medford (US-Staat Massachusetts). Dabei schieben sich zunächst die hinteren, dann die weiter vorne ansetzenden Beinpaare vor, so dass die Bewegung wie eine Welle von hinten nach vorne läuft. Die Forscher wollten die Steuerung dieser Bewegung ebenso untersuchen wie das Verhalten der Flüssigkeit im Inneren der Tiere.

Abgekoppelte Bewegung

Als sie die jungen Raupen des Tabakschwärmers lichtmikroskopisch und mit Hilfe von Synchrotronstrahlung in Bewegung sahen, entdeckten sie etwas Unerwartetes: Der Magenschlauch bewegte sich schon vorwärts, bevor die Beine folgten. „Das ist eine seltsame, abgekoppelte Bewegung, wie ein Kolben in einer Röhre“, berichtet Simon. Mechanisch entspricht die Bewegung der von zwei unabhängigen, elastisch mit einander gekoppelten Körpern. Dabei ist der Magen dem Körper einen ganzen Schritt voraus.

Eine solche Art der Bewegung ist bisher nie beobachtet und beschrieben worden, schreiben die Forscher. Sie vermuten, dass auch viele andere Tiere, die eine offene, nicht unterteilte Körperhöhle besitzen, sich auf diese Weise bewegen könnten. Das könnte für Raupen und viele Würmer gelten. Auch Biomechaniker haben nach Angaben der Wissenschaftler bereits großes Interesse an der Fortbewegungsmethode der Raupen – sie könnte ein Modell für neue Roboter mit weicher Außenhaut sein.

Quelle: ntv.de, dpa

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