Wichtige Antibiotika wirken nicht Resistenz-Gen in Cholera-Erregern
07.04.2011, 01:01 Uhr
Bei den Untersuchungen in Indien wurde in 51 von 171 Sickerwasserproben und in 2 der 50 Trinkwasserproben NDM-1 nachgewiesen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Wenn Keime einen DNA-Schnipsel namens NDM-1 in sich tragen, können nur noch wenige Antibiotika helfen. Und die garantieren nicht immer eine optimale Behandlung. NDM-1 breitet sich rasant aus. Jetzt wurde es auch in Ruhr- und Cholera-Erregern nachgewiesen.
In öffentlichen Wasserstellen in Indien haben Forscher ein bedrohliches Resistenz-Gen von Bakterien entdeckt. Gegen Keime, die diesen DNA-Schnipsel namens NDM-1 in sich tragen, sind Ärzte oft machtlos - bei den Krankheitserregern schlagen wichtige Antibiotika nicht mehr an. Das Resistenz-Gen wurde in der Untersuchung in mehr als einem Dutzend Bakterienarten entdeckt - darunter elf, in denen es zuvor noch nicht gefunden worden war. Erstmals sei NDM-1 auch in den Erregern für Ruhr und Cholera nachgewiesen worden, heißt es im Medizinjournal "The Lancet Infectious Disease".
Wissenschaftler um Timothy Walsh von der Universität Cardiff (Großbritannien) untersuchten Wasser im Zentrum von Neu Delhi. In 51 von 171 Sickerwasserproben und in 2 der 50 Trinkwasserproben konnten sie NDM-1 nachweisen. Die Daten würden das "besorgniserregende Potenzial für eine umfassende Ausbreitung von NDM-1 in der Umwelt" deutlich aufzeigen, schreibt Mohd Shahid von der indischen Aligarh Muslim Universität in einem Kommentar des Journals.
Ideale Verbreitungstemperatur
Die Forscher fanden zudem heraus, dass das Gen besonders gut bei 30 Grad Celsius von Bakterie zu Bakterie springt. Diese Temperatur herrsche in Indien etwa sieben Monate im Jahr, auch zur Monsunzeit. Die Fluten könnten resistente Bakterien verbreiten, schreiben die Autoren. Aufgrund des schlechten Zugangs zu sauberem Wasser und Toiletten, sei die Gefahr der Verbreitung in Indien besonders groß: "Die oral-fäkale Übertragung von Bakterien ist ein weltweites Problem, aber das potenzielle Risiko dafür schwankt mit den sanitären Standards."
NDM-1 steht für Neu-Delhi-Metallo-Beta-Laktamase. Bakterien mit diesem Gen sind auch gegen die sogenannten Carbapeneme resistent, Reserveantibiotika, die nur im Notfall bei schweren Infektionen zum Einsatz kommen. Die Erreger waren zunächst vor allem in Indien und Pakistan aufgetaucht, wurden aber auch schon in westlichen Ländern nachgewiesen. Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt, dass NDM-1-Resistenzen in Deutschland bislang sehr selten sind.
Zwei wirksame Antibiotika
Nach RKI-Angaben gibt es zwei Antibiotika, gegen die die bisher aufgetretenen NDM-1-Bakterien noch nicht immun sind. Diese Medikamente würden aber nicht immer eine optimale Behandlung garantieren. Die Entwicklung eines neuen Antibiotikums dauere etwa zehn Jahre. Mehrere Autoren der Studie erklären den Statuten des Fachjournals gemäß, für Pharmaunternehmen zu arbeiten.
Quelle: ntv.de, dpa