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Meere werden saurer Riffe in höchster Gefahr

Brüchig, anfällig für Erosion und wenn überhaupt nur sehr langsam wachsend – so beschreiben US-Forscher die Korallenriffe der Zukunft. Schuld an der gestörten Entwicklung sei die zunehmende Versauerung der Meere infolge des Klimawandels, berichten sie in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.

Derek Manzello von der University of Miami und seine Mitarbeiter hatten Riffe einer Pazifikregion untersucht, in der das Wasser aus natürlichen Gründen seit langer Zeit sehr sauer ist. Sie sehen dies als Modell für die Entwicklung auch in anderen Ozeanregionen. Ziel waren drei Regionen des östlichen tropischen Pazifik: vor den Galpagos- Inseln, sowie im Golf von Panama und im Golf von Chirigu vor der Küste Panamas. Dort wird kohlendioxidreiches Wasser aus den tiefen Regionen nach oben gespült. Daher versauern die oberen Wasserschichten.

Nur dünne Schichten

Schon Charles Darwin hatte bei seinen Reisen in diese Pazifikregion im 19. Jahrhundert das fast vollständige Fehlen einer herkömmlichen "gesunden" Riffentwicklung bemerkt. Anders als etwa im Indo-Pazifik oder der Karibik bestehen die Ostpazifik-Riffe aus nur sehr dünnen Schichten von Kalziumkarbonat. Sie sind ungleichmäßig im Gewässer verteilt, umfassen nicht mehr als eine Fläche von ein bis zwei Hektar und sind in geografischen Zeiträumen eher kurzlebig. Zunächst hatten Forscher angenommen, dass dies auf die kühleren Temperaturen zurückzuführen ist oder auf die Trübung des Wassers infolge des Auftriebes.

Offenbar ist aber vor allem der Säuregehalt des Wassers an der kümmerlichen Riffstruktur schuld, zeigte nun die Untersuchung der Forscher um Manzello. Die Analyse der Wasserqualität bestätigte, dass der hohe Säuregrad des Wassers den Karbonatgehalt des Wasser senkt. Karbonat aber ist in Form von Aragonit oder Calcit der fundamentale Baustoff für die Riffe, berichten die Wissenschaftler. Er "verklebe" die einzelnen Riff-Bestandteile miteinander und verschließe die Poren, so dass ein stabiles Fundament für das weitere Wachstum der Korallen entsteht.

In den Ostpazifikriffen werde das Riff-Gerüst nur von einer dünnen Schicht verkalkter Organismen zusammengehalten, in erster Linie von bestimmten Algen und Schwämmen. Die Poren der Riffe seien nur zum Teil verschlossen, die Erosionsrate hoch. Die Riffentwicklung im östlichen Pazifik sei ein gutes Beispiel für die mögliche Zukunft der Korallenriffe in anderen Ozeanen. In immer saurer werdenden Gewässern sei das Wachstum der Riffe begrenzt. Experten gehen davon aus, dass etwa ein Drittel des seit der industriellen Revolution in die Atmosphäre entlassenen Kohlendioxids von den Weltmeeren aufgenommen wurde. Dies hat bereits zu einer messbaren Versauerung der Ozeane geführt.

Quelle: ntv.de

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