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Maul- und Klauenseuche Rinder überraschen Forscher

Britische Forscher bringen mit der Maul- und Klauenseuche infizierte Rinder mit gesunden zusammen und beobachten die Ausbreitung der Krankheit. Dabei machen sie eine überraschende Entdeckung - die Sichtbarkeit der Symptome ist offenbar entscheidend.

In Großbritannien brach die Tierseuche bereits mehrmals aus.

In Großbritannien brach die Tierseuche bereits mehrmals aus.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Maul- und Klauenseuche ist nur für eine sehr kurze Zeit ansteckend. Rinder, die sich mit dem Virus infiziert haben, können es nur für etwa anderthalb Tage weitergeben – etwa halb so lang wie bisher angenommen. Dies berichten britische Forscher im US-Fachmagazin "Science". Ihrer Untersuchung zufolge beginnt die Ansteckungsgefahr etwa einen halben Tag nach dem Auftreten der ersten Symptome. Wenn infizierte Tiere schnell aus einer Herde entfernt werden, könnten die umstrittenen Massentötungen eingeschränkt werden, die derzeit oft vorsorglich bei einem Auftreten der Tierseuche eingeleitet werden.

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) wird von einem Virus verursacht, der Rinder und Schweine, aber auch Ziegen, Schafe und einige andere Tiere infizieren kann. Selten stecken sich auch Menschen an. Die Erkrankung äußert sich bei den Tieren durch Fieber und das Auftreten von großen, flüssigkeitsgefüllten Blasen auf Zunge, Maulschleimhaut und an den Klauen. Wird in einer Herde ein infiziertes Tier entdeckt, werden Sperrbezirke eingerichtet und Tiertransporte verboten. Häufig wird die ganze Herde getötet – und manchmal auch benachbarte Bestände, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. In Großbritannien kam es 2001 zu einem Ausbruch, in dessen Verlauf rund vier Millionen Tiere getötet wurden.

Absichtlich infiziert

Eine Infektion wird in der Regel diagnostiziert, indem der Erreger oder Antikörper dagegen im Blut und anderen Körperflüssigkeiten nachgewiesen werden. Bryan Charleston vom Institute for Animal Health in Surrey (Großbritannien) und seine Mitarbeiter zeigten nun, dass der Nachweis des Erregers aber nicht wie häufig angenommen bedeutet, dass die Tiere ansteckend sind. Für ihre Untersuchung infizierten sie absichtlich acht Rinder. Dann brachten sie diese zu verschiedenen Zeitpunkten mit anderen Rindern zusammen, um herauszufinden, wann sie andere anstecken können.

Bei 28 Versuchen kam es insgesamt nur acht mal zu einer Ansteckung, obwohl der Erreger zu allen Zeitpunkten in Blut, Nasen- und Rachenflüssigkeit nachweisbar war, berichten die Forscher. Die Tiere waren der Untersuchung zufolge bis etwa einen halben Tag nach dem Auftreten der ersten Symptome nicht ansteckend. Die Gefahr, dass infizierte Tiere andere schon anstecken, bevor sie Anzeichen der Erkrankung zeigen, sei also wesentlich geringer als bisher angenommen, schreiben die Wissenschaftler. Das vorsorgliche Keulen ganzer Herden sei daher womöglich überflüssig.

Nötig seien nun praktikable Methoden, mit denen das Virus in einer Herde nachgewiesen werden könne, bevor Symptome auftreten. Dann bliebe genügend Zeit, die infizierten Tiere zu isolieren und den Ausbruch einer Epidemie zu verhindern, ohne unnötig Tiere zu töten. Untersuchungen wie die vorgestellte seien auch bei anderen Infektionskrankheiten – auch bei denen des Menschen – nötig, um die Wirksamkeit von Bekämpfungsstrategien zu überprüfen.

Quelle: ntv.de, dpa

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