Nach schwerer Panne Russland setzt Sojus-Starts aus
25.08.2011, 15:51 Uhr
Das Versorgungsraumschiff "Progress" stürzte über menschenleerem Gebiet ab.
(Foto: dpa)
Russland reagiert auf den Absturz eines Versorgungsraumschiffs und stoppt den Einsatz seiner Sojus-Trägerraketen. Nun besteht auch Unklarheit darüber, ob die neue Besatzung der Internationalen Raumstation ISS wie geplant starten kann. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt warnt indes vor einer zu großen Abhängigkeit von der russischen Transporttechnik.
Nach dem ersten Fehlstart einer Sojus-Trägerrakete seit mehr als 30 Jahren und dem Absturz eines Versorgungsraumschiffs hat Russland den Einsatz des Transportmittels gestoppt. Bis zur Klärung der Pannenursache würden die auch von den USA und der EU genutzten Raketen erst einmal ausgesetzt, berichtete die Agentur Interfax unter Berufung auf russische Raumfahrtkreise.
Am Vorabend war der unbemannte Frachter vom Typ Progress 12 M-12 mit fast drei Tonnen Versorgungsgütern an Bord auf dem Weg zur Internationalen Raumstation ISS im Altai-Gebirge im Osten Russlands in menschenleerem Gebiet abgestürzt. Grund war nach ersten Erkenntnissen eine fehlerhafte Zündung der dritten Raketenstufe an der Sojus. Es war die erste Panne seit 1978.
Rätseln um Start der ISS-Besatzung
Russland verschob demnach einen für diesen Freitag geplanten Start eines Satelliten für sein Navigationssystem Glonass auf einen späteren Zeitpunkt. Notfalls könne auch die für den 8. September geplante Rückkehr von drei Raumfahrern von der ISS um bis zu 50 Tage verschoben werden, berichtete Interfax unter Berufung auf die US-Raumfahrtbehörde NASA.

Ob die neue ISS-Besatzung tatsächlich am 22. September starten wird, bleibt unklar.
(Foto: picture alliance / dpa)
Unklar war demnach auch, ob es beim geplanten Start der neuen ISS-Besatzung mit drei Raumfahrern am 22. September vom Weltraumbahnhof Baikonur bleibt. Die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos teilte mit, dass sie alles tun werde, um ihren internationalen Verpflichtungen für den ISS-Betrieb nachzukommen.
Zu abhängig von Sojus
Der Chef des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln, Johann-Dietrich Wörner, hatte nach der Panne vor Folgen auch für den Westen gewarnt. "Wir sind derzeit in Deutschland und Europa äußerst abhängig von der bisher zuverlässigen Sojus-Technik."
Wörner betonte zudem, dass es eine Zeit dauern werde, bis die Unglücksursache geklärt sei. Bis dahin dürfe auch kein Raumfahrer mehr mit der "Sojus"-Technik transportiert werden. Am 20. Oktober sollten nach bisherigen Plänen die ersten funktionstüchtigen Satelliten für das Navigationssystem Galileo mit "Sojus"-Raketen vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana starten.
Russland musste zuletzt immer wieder über Pannen berichten. Zu einem besonders schweren Zwischenfall kam es im Dezember 2010, als eine Trägerrakete mit drei Satelliten, die für das russische Navigationssystem Glonass vorgesehen waren, nach dem Start in den Pazifik stürzte.
Quelle: ntv.de, dpa