Wissen

Partnerwahl bei Fruchtfliegen Sag‘ mir, was du isst

Drosophila Melanogaster

Drosophila Melanogaster

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Fruchtfliegen paaren sich nur mit anderen Fruchtfliegen, wenn diese das gleiche gegessen haben. Denn die Nahrung beeinflusst maßgeblich die gebildeten Sexuallockstoffe. Forscher sehen darin die Hologenom-Theorie der Evolution bestätigt.

"Sag‘ mir, was du isst, und ich sag‘ dir, mit wem du dich paarst" – dies gilt einer Untersuchung zufolge zumindest für Fruchtfliegen. Die Nahrung verändert die Zusammensetzung der in den Insekten lebenden Bakteriengemeinschaft. Und dies wiederum beeinflusst vermutlich Art und Menge der von den Fliegen gebildeten Sexuallockstoffe, berichtet ein Wissenschaftlerteam in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften.

Vorlieben für bestimmte Paarungspartner führten häufig zur sexuellen Isolation zwischen einzelnen Populationen einer Art. Die kann über die Zeit zur Aufspaltung von einer Art in zwei neue führen. Die Untersuchung sei ein weiterer Beleg für die sogenannte Hologenom-Theorie der Evolution, schreiben die Forscher. Diese sagt, dass evolutionäre Vorgänge nicht nur am Organismus selbst ansetzen, sondern auch an den gemeinsam mit ihm lebenden Mikroorganismen.

"Stärke-Männchen" nur mit "Stärke-Weibchen"

Gil Sharon von der Universität Tel Aviv und seine Mitarbeiter hatten Fruchtfliegen auf verschiedenen Kulturmedien herangezogen, einem mit Stärke und einem mit Melasse (einem Zuckersirup). Bereits die nächste Generation der Fliegen paarte sich bevorzugt mit Partnern, die von der gleichen Speise gegessen hatte, also "Stärke-Männchen" mit "Stärke-Weibchen" und "Melasse-Männchen" mit "Melasse-Weibchen".

Diese Vorliebe verschwand, sobald die Forscher der Nahrung Antibiotika zusetzten, die die Bakterien in den Fruchtfliegen töteten. Weitere Untersuchungen zeigten, dass vermutlich vor allem das Bakterium Lactobacillus plantarum für das Entstehen der sexuellen Vorliebe verantwortlich ist. In den "Stärke-Fliegen" kommt diese Bakterienart sehr viel häufiger vor als in den "Melasse-Fliegen", berichten die Forscher. Grund dafür ist vermutlich, dass für den Abbau der Stärke das Enzym Amylase benötigt wird, das wiederum von L. plantarum gebildet wird.

Wie die Bakteriengemeinschaft der Fruchtfliegen die Partnervorliebe genau hervorruft, ist bisher unklar. Sie könnten Duftstoffe ihres Wirts verändern oder selbst unterschiedliche Duftstoffe freisetzen.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen