Präzises räumliches Gedächtnis Schimpansen finden Bäume wieder
21.06.2009, 13:10 Uhr
Schimpansen wissen sogar, welche Bäume sich als besonders lohnend erweisen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Schimpansen haben eine Karte ihrer Futterbäume im Kopf und finden damit auch in dichtem Wald sicher zu lohnenden Fressplätzen. Das berichtet eine Gruppe um Emmanuelle Normand und Christophe Boesch vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Ihre Studie ist im Journal "Animal Cognition" erschienen. Das räumliche Erinnerungsvermögen der Tiere ist so gut, dass sie innerhalb des untersuchten Waldgebietes der Elfenbeinküste einen unter mehr als 12.000 Bäumen wiederfinden, berichten die Primatenforscher. Und mehr noch: Die untersuchten Westlichen Schimpansen (Pan troglodytes verus) wissen sogar, welche Bäume sich als besonders produktiv herausgestellt haben, ob sich also ein weiter Marsch durchs Dickicht lohnt oder eher nicht.
Fleißarbeit in jeder Hinsicht
Die Studie erforderte Fleißarbeit in jeder Hinsicht: Normands Gruppe fertigte eine genaue Karte von 12.499 Bäumen in einem Schimpansen-Revier im Tai-Nationalpark im afrikanischen Staat Elfenbeinküste an. Besondere Berücksichtigung fanden 17 Baumarten, die den Affen häufig als Futterpflanzen dienen. Dabei half das Global Positioning System (GPS). Derart ausgestattet verfolgten die Forscher die Wege von 15 Affen an 375 Tagen durch den dichten Wald, in dem die Sicht nur einige Meter reicht. Die Schimpansen konnten also keinesfalls einfach nach Sicht durchs Gelände laufen.
Zu kurz für einen Zufall
Die zurückgelegten Wegstrecken zwischen den aussichtsreichen Bäumen waren zu kurz, um zufällig gewählt zu sein, ergab eine statistische Auswertung von Wanderrouten und der Baumkarte. Auch seltene, aber aussichtsreiche Bäume waren viel häufiger das Ziel, als es durch Zufall hätte sein können, schreiben die Forscher. Sie weisen besonders darauf hin, dass sogar die Jahreszeit eine Rolle spielte: Wenn ein Baum zu einer bestimmten Saison mehr Früchte trägt, wandern die Tiere auch über längere Strecken dorthin, statt zu einer weniger ertragreichen Quelle in der Nähe.
Das Resümee der Forscher: "Diese Studie zeigt, dass die Westlichen Schimpansen ein präzises räumliches Gedächtnis haben, was es ihnen erlaubt, sich an die Orte zahlreicher Futterquellen zu erinnern und die jeweils aussichtsreichsten auszuwählen." Normand und Boesch vermuten, dass diese Suche nach und das Erinnern an das Futter im Gelände die Evolution des Primatenhirns vorangetrieben haben könnte.
Quelle: ntv.de, dpa