Nur vier Fragen für Frauen Schnelltest macht Depression erkennbar
05.07.2013, 16:29 Uhr
Menschen mit Depressionen gehen meistens zuerst zu ihrem Hausarzt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Schwerwiegende körperliche Krankheiten können mit Hilfe von Blut- oder anderen Tests diagnostiziert werden. Bei Depressionen ist das nicht möglich. Um eine Diagnose zu bekommen, gibt es bislang nur relativ aufwendige Verfahren. Forscher entwickeln nun einen einfachen Schnelltest, den Hausärzte anwenden können - allerdings nur für Frauen.
Die Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit, die jedes Jahr für rund 15 Prozent der Erkrankten mit dem Tod durch Suizid endet. Um Betroffenen schnell helfen zu können, haben Forscher der Abteilung Adaptive Rationalität des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin einen neuen Schnelltest entwickelt, der vor allem für Hausärzte ein wichtiges Diagnoseinstrument sein kann. "Mit dem von uns entwickelten Entscheidungsbaum können wir Ärzten ein zuverlässiges Werkzeug an die Hand geben um depressive Verstimmungen bei Frauen zu erkennen", betonte die Studienleiterin Mirjam Jenny in einem Gespräch mit n-tv.de.
Psychische Erkrankungen zu erkennen, ist eine große Herausforderung für Mediziner und Psychologen. Die Diagnose Depression wird meistens von einem Psychologen oder einer Psychiater nach einem ausführlichen Gespräch gestellt, indem sich der Experte an bestimmten Beispielfragen oder standardisierten Fragebögen orientierte. Ein häufig herangezogener Fragenkatalog zu Abklärung des Ausmaßes der depressiven Verstimmung ist Becks Depressions-Inventar mit 21 Kriterien. Auf der Grundlage dieses psychologischen Standards entwickelte das Forscherteam einen vereinfachten Test mit lediglich vier Fragen, die vom Patienten nur mit Ja oder Nein beantwortet werden können. Die Forscher gingen davon aus, dass einfache Mechanismen der Entscheidungsfindung häufig genauso gut funktionieren wie komplexe.
Wie zuverlässig der Schnelltest tatsächlich funktioniert, überprüften die Forscher mit den Daten der Dresdner Längsschnittstudie zur psychischen Gesundheit aus dem Jahr 2010. Hier sollten rund 1300 Frauen zwischen 18 und 25 Jahren in einem Zeitraum von 18 Monaten Auskunft über ihre Stimmung und depressive Symptome geben. Das Forscherteam konnte mit Hilfe der Daten zeigen, dass der sogenannte Entscheidungsbaum mit vier Fragen ähnlich zuverlässige Ergebnisse liefert wie kompliziertere und aufwendigere Methoden – allerdings nur für Frauen. "Depressive Männer zeigen häufig andere Symptome als Frauen und müssten deshalb womöglich auch andere Fragen gestellt bekommen", erläutert Jenny.
Kein Ersatz für den Spezialisten
Die einfachen Fragen des Schnelltests sollen in Zukunft als standardisiertes Hilfsmittel vor allem Hausärzten zu Verfügung stehen, denn diese werden oftmals als erste von Betroffenen aufgesucht. "Werden alle Fragen mit Ja beantwortet, besteht Verdacht auf eine klinisch relevante depressive Verstimmung", erklärt Jenny die Verfahrensweise. Der konsultierte Arzt kann entsprechend darauf reagieren und die Patientin an einen Psychologen überweisen. "Der Entscheidungsbaum kann eine Orientierungsgrundlage bieten wenn die Ärztin entscheidet, was der Patientin helfen könnte", so Jenny weiter.
Auch nicht medizinisch geschultem Personal, zum Beispiel in Schulen oder beim Militär kann das Ergebnis der vier Fragen Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit einer depressiven Verstimmung geben. Psychologen, Psychiater oder Psychotherapeuten könne der Schnelltest jedoch nicht ersetzen, betont Jenny.
Quelle: ntv.de, jze