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Zweiter Außeneinsatz erledigt Schrauben auf der ISS

Nur mit vereinter Muskelkraft haben zwei Astronauten der amerikanischen Raumfähre "Atlantis" beim zweiten Außeneinsatz innerhalb von 24 Stunden ihre Aufgabe lösen können. Unter großer Kraftanstrengung und lautem Stöhnen entfernten Dan Burbank und Steve MacLean mit einem Schraubenschlüssel einen festsitzenden Bolzen am Drehgelenk für die neuen Sonnensegel. "Hey Jungs, ihr habt wohl nicht genug Sport gemacht", lästerte US-Raumfahrer Joe Tanner an Bord der Raumstation ISS.

Trotz dieser Krafteinlage beendeten Burbank und MacLean ihre Aufgabe vorzeitig. Sie mussten Halterungen und Arretierungen an einem Drehgelenk entfernen, damit sich die neuen Sonnensegel bis zu 360 Grad drehen lassen und dem Lauf der Sonne folgen können.

Danach machten die beiden Raumfahrer noch eine Überstunde und erledigten Arbeiten, die für den dritten und letzten Außenbordeinsatz am Freitag vorgesehen waren. "Wir sind sehr beeindruckt von Eurer Professionalität", lobte das Kontrollzentrum der US-Raumfahrtbehörde in Houston (Texas). Der Außenbordeinsatz dauerte statt der vorgesehenen sechseinhalb Stunden sieben Stunden und elf Minuten.

Dem kanadischen Astronauten MacLean passierte bei seinem allerersten Außeneinsatz das gleiche Malheur wie am Tag zuvor dem US-Raumfahrer Tanner. Beide verloren rund 57 Gramm schwere Bolzen sowie Unterlegscheiben und Muttern. In beiden Fällen ging es glimpflich aus. Die Teile fielen nicht in das Drehgelenk, sondern verschwanden im All. Die NASA hatte befürchtet, dass der Bolzen die Drehmechanik blockieren könnte.

Die amerikanische Raumfähre "Atlantis" soll nach ihrem elftägigen Weltraumeinsatz sicher zur Erde zurückkehren können. Die "Atlantis" sei beim Start nicht beschädigt worden, so dass eine weitere geplante Sicherheitsinspektion nicht erforderlich sei, sagte Shannon. Die "Atlantis" soll am 20. September wieder auf dem US-Weltraumbahnhof in Cape Canaveral landen.

Nach dem Außenbordeinsatz will die NASA testen, ob sich das Drehgelenk in beide Richtungen bewegen lässt. Dafür sind rund zwölf Stunden vorgesehen. Am Donnerstag sollen dann die zusammen mehr als 70 Meter großen Segel entfaltet werden. Bei einem dritten Außenbordeinsatz sollen die "Atlantis"-Astronauten Heide Stefanyshyn-Piper und Joe Tanner dann an diesem Freitag die Abschlussarbeiten erledigen.

Wenn die Solarsegel in Betrieb genommen werden, verdoppelt sich die derzeitige Energieversorgung an Bord der 350 Kilometer über der Erde kreisenden ISS. Damit können künftig bis zu sechs statt bislang drei Astronauten an Bord der Raumstation arbeiten, leben und forschen. Mehr Energie ist auch für zahlreiche Experimente nötig.

Mit der "Atlantis" hat die NASA die bemannten Transportflüge zum Ausbau der ISS wieder aufgenommen. Die Shuttle-Flüge wurden nach dem tödlichen Unglück der Raumfähre "Columbia" vom 1. Februar 2003 gestoppt. Bereits im Mai 2003 hätte die "Atlantis" die rund 293 Millionen Dollar teuren Solarsegel zum Außenposten der Erde fliegen sollen. Im vergangenen Juli hatte die "Discovery" mit dem Deutschen Thomas Reiter an Bord Versorgungsgüter und Ersatzteile zur ISS gebracht.

Quelle: ntv.de

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