Auswirkungen der Sintflut Schub für Landwirtschaft
27.11.2007, 09:15 UhrEin drastischer Anstieg des Meeresspiegels vor 8000 Jahren hat Zehntausende Menschen aus dem Südosten Europas vertrieben – und der Verbreitung der Landwirtschaft damit einen gewaltigen Schub gegeben. Diese Theorie haben britische und australische Forscher aufgestellt und im Fachmagazin „Quaternary Science Reviews“ veröffentlicht.
Entlang des Schwarzen Meeres lebten demnach damals Bauern und Töpfer, die vor dem Wasser nach Westen flohen, ihre Fähigkeiten dort weitergaben und damit zum Ende des Zeitalters der Jäger und Sammler beitrugen. Ursache des steigenden Meeresspiegels war das Abschmelzen großer Eismassen in Nordamerika, des sogenannten Laurentidischen Eisschilds. Zwischen 90 000 und 20 000 vor Christus hatte der Schild das heutige Staatsgebiet Kanadas und teilweise der USA bedeckt.
Das Schmelzen dieser Eismassen ließ den Meeresspiegel in nur drei Jahrzehnten um bis zu 1,4 Meter steigen. Das Schwarze Meer, damals ein vom Mittelmeer durch einen Landrücken getrennter Süßwassersee, wurde während dieser Zeit mit Meerwasser überflutet. Die mit dem Durchbruch der Landbrücke hereinbrechenden Wassermassen sehen Forscher heute vielfach als Ursprung der in der Bibel geschilderten „Sintflut“. Chris Turney von der Universität in Exeter (Großbritannien) und Heidi Brown von der Universität in Wollongong (Australien) untersuchten, wie sich die Küstenlinien des Mittel- und des Schwarzen Meeres während des Wasseranstieges verschoben. 73.000 Quadratkilometer Festland seien damals überflutet worden, heißt es in ihrer Studie.
Die bisherigen Erkenntnisse zur Bevölkerungsdichte in jener Zeit ließen darauf schließen, dass rund 145.000 Menschen ihre Heimat verlassen mussten. Ausgrabungen hätten gezeigt, dass diese sesshaften Südosteuropäer bereits einfache landwirtschaftliche Methoden sowie das Töpferhandwerk beherrschten, während auf dem übrigen Kontinent noch wandernde Gemeinschaften aus Jägern und Sammlern lebten. Bei ihrem Zug gen Westen hätten die Flüchtenden ihre Kultur verbreitet – und so der Landwirtschaft einen gewaltigen Schub verschafft. Archäologische Funde stützten diese Theorie, schreiben die Forscher. Sie zeigten, dass sich die agrarwirtschaftlichen Geräte und getöpferte Utensilien auf dem Kontinent sehr plötzlich verbreitet hätten.
Quelle: ntv.de