Seevögel, Schafe, Füchse Seeadler sind opportunistische Jäger
04.05.2010, 10:21 UhrEs gibt nur noch wenige kalifornische Insel-Graufüchse. Nicht nur extreme Umweltbedingungen dezimieren die Bestände der Fuchsart. Auch die Wiederansiedlung des Weißkopfseeadlers auf den Inseln bringt die Tiere in Gefahr.
Die angestrebte Wiederansiedlung des Weißkopfseeadlers auf den Kanalinseln von Kalifornien gefährdet möglicherweise das Überleben der ohnehin bedrohten Insel-Graufüchse. Auch die bereits geschrumpften Seevögel-Populationen sind in Gefahr. Die Seeadler fressen zwar am liebsten Fisch, jagen bei Bedarf aber eben auch Seevögel oder landlebende Säugetiere, womöglich auch die Füchse. Das ergab eine Studie, in der Forscher die Ernährungsgewohnheiten der Vögel in über 30.000 Jahren rekonstruiert haben. Das Team um Seth Newsome von der University of Wyoming stellt seine Resultate in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften vor.
Dafür hatten die Forscher die Zusammensetzung von Kohlenstoff- und Stickstoff-Isoptopen in den Überresten von Federn und Knochen der Weißkopfseeadler (Haliaeetus leucocepahlus) untersucht. Isotope sind Varianten von Atomen eines Elements. Sie besitzen die gleiche Anzahl von Protonen im Atomkern, aber unterschiedlich viele Neutronen. Wissenschaftler können die Formen unterscheiden und mit ihrer Hilfe auf die Nahrung der Tiere zurückschließen.
Historische Entwicklung

Dieser Weißkopfseeadler frisst eine Maus. Ursprünglich wurden die Tiere zum Schutz der Graufüchse angesiedelt.
(Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb)
Newsome untersuchte vor allem die Überreste in einem Nest, das etwa von der Mitte des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts von den Seeadlern genutzt wurde. Zusätzlich analysierten sie andere historische und prähistorische Funde. Die Untersuchungen ergaben, dass die Weißkopfseeadler bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts hauptsächlich Seevögel gefressen hatten. Dann ergänzten sie ihre Nahrung mit Schafen, die der Mensch auf der Insel in großer Zahl angesiedelt hatte.
Seit den 1960er Jahren sind die Adler von den Kanalinseln so gut wie verschwunden. Grund dafür ist zum einen die Jagd durch den Menschen, zum anderen der Einsatz von Pestiziden. Vor allem die Anwendung des Giftes DDT in der Landwirtschaft führte zur Ausrottung der Vögel auf den Inseln. Obwohl DDT seit den 1970er Jahren verboten ist, findet sich die Chemikalie noch immer in der Umwelt und erschwert bis heute die Versuche, die Tiere auf der Insel wieder heimisch werden zu lassen.
Schnelle Nahrungsumstellung

Insel-Graufüchse sind auf sechs der acht Kanalinseln vor der Küste Kaliforniens zu finden.
(Foto: wikipedia)
Ein grundlegendes Verständnis der Ernährungsgewohnheiten sei eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Wiederansiedlung der Tiere, schreiben die Forscher. Ihre Untersuchung zeige, dass die Adler als opportunistische Wildbeuter ihre Ernährung schnell umstellen und an die vorhandenen Gegebenheiten anpassen können. Nachdem die einst eingeführten Schafe von der Insel wieder entfernt wurden, bestehe nun die Gefahr, dass die Weißkopfseeadler die bedrohten Graufüchse der Insel bejagen, beziehungsweise die schrumpfenden Fisch- und Seevögelbestände weiter dezimieren.
Quelle: ntv.de, dpa