Fliegende Untertassen Seit 60 Jahren ein Mythos
22.06.2007, 15:20 UhrIst die Erde ein Unikat - oder tummelt sich auch anderswo im All Leben? Ganz besonders beschäftigte die Welt diese Frage im Frühsommer 1947. Am 24. Juni jenes Jahres überflog der Geschäftsmann und Hobbypilot Kenneth Arnold den US-Bundesstaat Washington. Nach der Landung berichtete er Unglaubliches: Neun in der Sonne glitzernde, sichelförmige Objekte seien in etwa 20 Kilometern Entfernung an ihm vorbei gerast.
Der Zufall hatte an diesem Tag auch einen Reporter der Nachrichtenagentur United Press International (UPI) zu dem Platz geführt. "Er hat den Begriff der "fliegenden Untertassen" geprägt", sagt Amateurastronom Werner Walter, Gründer des Centralen Erforschungsnetzes außergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) und des UFO-Telefons Mannheim. Kurz darauf vermeldeten Medien landauf, landab die Sichtung der unbekannten Flugobjekte. Ein Mythos war geboren.
Jahrzehntelange UFO-Manie
Ein neues Hoch erreichte der Glaube an Außerirdische Anfang Juli 1947, als ein Schafzüchter bei Roswell im US-Staat New Mexico ein merkwürdiges Fluggerät entdeckte. Zwar entpuppte sich das vermeintliche "UFO" als Wetterballon, für die "UFO-Manie" gab es in den nächsten Jahrzehnten aber kein Halten mehr.
60 Jahre nach den Ereignissen von 1947 ist diese Faszination etwas abgeflaut. Astronomen setzen die wissenschaftliche Suche nach anderen Horten des Lebens im All indes unvermindert fort. So wollen Forschungseinrichtungen aus 17 Ländern im nächsten Jahrzehnt gemeinsam ein gewaltiges Radioteleskop aus Tausenden Einzelantennen errichten. Das "Square Kilometer Array" (SKA) soll einen tiefen Blick ins Universum ermöglichen und zahlreichen Forschungsfragen dienen. "Sollte es irgendwo in der Milchstraße außerirdische Intelligenz geben, von deren Planeten Radarsignale abgestrahlt werden, könnte das SKA sie entdecken", betont Norbert Junkes vom Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn.
Den ersten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems haben Forscher 1995 gefunden. Mittlerweile wurden mehr als 200 solcher Exoplaneten entdeckt. Fast immer handelt es sich allerdings um lebensfeindliche, heiße Gasriesen. Die US-Weltraumbehörde NASA plant mit dem "Terrestrial Planet Finder" (TPF) eines der bislang ehrgeizigsten Weltraumprojekte zur Suche nach erdähnlichen Planeten. Das System aus bis zu sechs im All schwebenden Einheiten soll zu einem gigantischen Teleskop zusammengeschaltet werden, wie Axel Quetz vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg erklärt. Die Europäische Raumfahrtagentur ESA arbeitet mit dem System "Darwin" an einem ähnlichen Projekt. "Bis zum Einsatzbeginn werden aber noch mindestens 15 Jahre vergehen", sagt Quetz.
Außerirdische Besucher unrealistisch
Nicht nach Planeten, sondern gezielt nach Signalen Außerirdischer sucht das SETI-Projekt ("Search for Extraterrestrial Intelligence", Suche nach außerirdischer Intelligenz). Das Projekt durchforstet systematisch die Strahlung aus dem Kosmos im Radiowellenbereich nach künstlichen Signalen. Alle diese Projekte zum Aufspüren außerirdischen Lebens haben eines gemeinsam: "Die Suche kann nur passiv erfolgen", betont Quetz. "Vielleicht wird man irgendwann Hinweise auf außerirdisches Leben finden können", sagt Junkes. "Aber es ist nicht vorstellbar, die Entfernung dorthin jemals überbrücken zu können." Entsprechend unrealistisch sind auch außerirdische Besucher auf der Erde.
Der "Heimathafen für UFOs" in Deutschland liegt indes derzeit im fränkischen Staffelstein, wie Amateurastronom Walter berichtet. Dort produziere ein Unternehmen große rote Papier-Ballons, die mit Kerzen beleuchtet bei Partys steigen gelassen werden. In größerer Höhe von fernen Beobachtern gesichtet, sorgten die Ballons immer wieder für Anrufe beim Mannheimer UFO-Telefon. "Die sehen auch wirklich unheimlich aus mit ihrem orange pulsierenden Licht", sagt Walter.
Wie wahrscheinlich es ist, dass Astronomen irgendwann tatsächlich außerirdisches Leben entdecken, kann niemand abschätzen. Für manchen ist die Selbstwahrnehmung der Menschen ohnehin recht überheblich. Nach intelligentem Leben im Universum befragt, antwortete der britische Physiker Stephen Hawking vor einigen Jahren: "Gibt es denn intelligentes Leben auf der Erde?"
Von Annett Klimpel, dpa
Quelle: ntv.de